Freitag
9:45 Uhr
Mein Weg ins Büro ist sehr malerisch, zumindest wenn die Sonne scheint. Am Fischmarkt und an den Landungsbrücken vorbei kann ich mir jeden Morgen Hamburgs Postkarten-Motive anschauen: das Museumssegelboot Rickmer Rickmers zum Beispiel, und die geldverschlingende Elbphilharmonie-Baustelle.
10:00 Uhr
Im Verlagshaus herrschen strenge Eingangskontrollen. Wenn man, so wie ich heute, am Vorabend seine Mitarbeiter-Karte auf dem chaotischen Schreibtisch liegen gelassen hat, muss man sich so einen Ersatzzettel vom Empfang ausstellen lassen, um vom Eingang ins Büro zu kommen. Erinnert mich irgendwie immer an Entschuldigungszettel aus Schulzeiten.

10:30 Uhr
Noch ein gelber Zettel, aber diesmal ist es meine To-do-Liste. Mal schauen, wie viele Punkte ich bis zum Feierabend durchstreichen kann.

11:50 Uhr
Herrje, Google ist kaputt. Ratlosigkeit, wie ich weiterarbeiten soll. Ich hole mir einen Kaffee. Als ich zurückkomme, habe ich kurz den Plan, zu googlen, warum Google kaputt ist. Dann merk‘ ich’s auch. Trinke den Kaffee, den ich offenbar nötig habe. (Besonders schön finde ich in dem Tab zur Fehlermeldung, dass Google den !!!!1-Witz macht.)

13:05 Uhr
Nach der Mittagspause kann man ein bisschen auf dem Balkon des Büros herumhängen. Der Turm gehört zu Hamburgs Wahrzeichen, der Kirche St. Michaelis, kurz: Michel. Seitdem ich mal auf einer Lesung von Rocko Schamoni war, bei der er »Michel« französisch ausgesprochen hat, tue ich das auch gerne, um Ortsfremde zu verwirren.

17:40 Uhr
Weil heute Deutschland gegen Frankreich im WM-Viertelfinale spielt, dürfen wir früher gehen. Mein Nachhauseweg führt mich direkt durch die schwarzrotgoldene Hölle. Auf dem Heiligengeistfeld in St. Pauli ist Hamburgs Public-Viewing-Arena.

18:15 Uhr
Ich mache lieber Private Viewing und schaue das Spiel daheim mit meinem Freund auf dem Sofa.

23:45 Uhr
Wir gehen noch ein bisschen raus und treffen uns mit einem Freund vor der Toast Bar auf St. Pauli. »Vor der Toast Bar rumstehen« oder dort ein Bordstein-Bier zu trinken, ist eine in Hamburg sehr beliebte Art der Freizeitgestaltung.

Samstag
15:30 Uhr
In St. Pauli ist Wohlwillstraßen-Fest, also Flohmarkt. Dort entdeckt man nützliche Dinge wie dieses.

15:45 Uhr
An manchen Ecken sieht St. Pauli wirklich noch wie St. Pauli aus.

16:00 Uhr
Mein einziger Kauf: Eugenides‘ »Selbstmord-Schwestern« für einen Euro. Wollte ich schon ewig mal lesen.

18:00 Uhr
Private Viewing again, diesmal mit lackierten Fußnägeln. Erst spielt Argentinien gegen Belgien, was mir ziemlich egal ist, danach rege ich mich sehr auf, dass Costa Rica gegen die Niederlande verliert. Ich habe ein Herz für Außenseiter, außerdem habe ich in Costa Rica mal einen echt guten Urlaub gemacht. So einfach ist mein Fantum gestrickt.

5:20 Uhr
Ich verbringe viel Zeit in einer Kneipe namens »Mutter«. Auch heute Abend. Als ich rauskomme, ist es schon ziemlich hell.

5:30 Uhr
Mein Freund und ich haben auf dem Heimweg spontan entschlossen, noch kurz zum Fischmarkt zu radeln, weil die Nacht bzw. der Morgen so schön und lau ist. Ich war hier schon seit Jahren nicht mehr, als Hamburger rümpft man dazu gerne die Nase, weil: »touristisch«. Ich freue mich über den Sonnenaufgang und stelle fest: Man kann ruhig ab und zu hingehen, und sei es nur, um Lebensweisheiten von Betrunkenen aufzuschnappen: »Hier kommen die zwei geilsten Sachen der Welt zusammen: Fisch und Brötchen.« Word.

Sonntag
16.15 Uhr
Sonntag, fauler Sonntag. Die letzte, kurze Nacht steckt mir noch in den Knochen. Mehr, als mit ein paar Freunden und deren Kindern im Wohlers Park nebenan rumhängen, geht heute nicht mehr.

18:00 Uhr
Balkonblumen gießen. Das, was da so langweilig grün vor sich hin wuchert, soll eigentlich ein »Sommerblumenmix« werden.

20:15 Uhr
Selbstgemachte Burger zum Abendessen (vor lauter Hunger vergessen, ein Foto zu machen), dazu »Polizeiruf« schauen.