Pharrell Williams ist wandelbar wie kaum ein zweiter Popstar von Weltrang. Seit er vor rund 20 Jahren als tätowierter Produzent und Frontmann von N.E.R.D. mit engem Shirt, Trucker-Cap und Jeans, die eben nicht baggy waren, die Hiphop-Szene stürmte, hat er mehrere stilistische und musikalische Metamorphosen durchgemacht.
Aber auch bezüglich seiner Meinung und Haltung ist Williams durchaus offen für Veränderung und neue Sichtweisen, wie er in einem aktuellen Interview mit dem Magazin "GQ" bestätigt.
Pharrell Williams über die neue Männlichkeit
Williams selbst kommt in dem Gespräch über die Weiterentwicklung der Männlichkeit in unserer Zeit auf das umstrittene Thema "Blurred Lines": Der Welthit, den er 2013 zusammen mit Robin Thicke und dem Rapper T. I. veröffentlichte, stand seitdem immer mal wieder unter schwerem Sexismusverdacht.
Grund dafür war weniger das freizügige Video, mit dem Model Emily Ratajkowski den Durchbruch zum Star und schließlich zur Mega-Influencerin mit heute fast 25 Millionen Followern wurde, sondern die chauvinistischen und durchaus als übergriffig zu interpretierenden Lyrics ("I know you want it", "What rhymes with 'hug me'?").
Noch vor einigen Jahren hatte Williams wenig Verständnis für diese Diskussionen – weil er sie zunächst nicht verstanden habe, wie er heute zugibt: "Es gab einige ältere weiße Frauen, die sich sehr überraschend verhalten haben, als der Song gespielt wurde." Er sei dann immer ganz rot geworden und habe gedacht: "Wow."
Dann sei der Song wegen seiner Textzeilen in die Kritik geraten, und er habe nur gefragt: "Wovon redet ihr überhaupt?" Schließlich würden Frauen den Song und seine Energie mögen, und Textzeilen wie "I know you want it" würden sie sowieso ständig singen: "Was soll daran also anstößig sein?"
"Wir leben in einer chauvinistischen Kultur"
Doch dann habe er irgendwann begriffen, dass es Männer gibt, die dieselbe Sprache wie in "Blurred Lines" benutzen, wenn sie eine Frau ausnutzen: "Und dann spielt es keine Rolle mehr, dass ich mich nicht so verhalte. Oder wie ich über Dinge denke. Es kommt nur darauf an, wie es auf Frauen wirkt."
Williams weiter: "Ich realisierte, dass wir in unserem Land in einer chauvinistischen Kultur leben. Das war mir vorher nicht klar. Und es war mir nicht klar, dass einige meiner Songs dazu beitrugen. Das hat mich umgehauen."