Im Pride-Monat Juni feiern Schwule, Lesben, Bi- und Transsexuelle mit Regenbogenflaggen, Straßenfesten und Paraden seit Jahrzehnten ihre sexuelle Identität. Wenn man das überhaupt noch so nennen kann. Denn inzwischen halten immer mehr Menschen diese klaren Zuweisungen für überflüssig und auch für nicht auf sie zutreffend. So zum Beispiel äußerte sich der durch die Netflix-Serie bekannte "Queer Eye"-Star Jonathan Van Ness in einem Interview mit dem "out Magazine". Er beschreibt das so: "An manchen Tagen fühle ich mich wie ein Mann, an anderen aber wie eine Frau." In den USA haben sich dafür die Begriffe non-binary, genderqueer oder genderfluid durchgesetzt, im Deutschen tun wir uns mit der Bezeichnung non-binär noch etwas schwer. Wir gewöhnen uns schließlich gerade erst an den Begriff "divers", ein Anfang immerhin, die Welt nicht mehr auf männlich und weiblich zu reduzieren.
"Ich nutze jede Gelegenheit, die Stereotype des Binären aufzubrechen", erklärt Ness in dem Interview. "Ich glaube, dass Geschlechter oft benutzt werden, um zu trennen und zu unterscheiden. In dieses soziale Konstrukt passe ich nicht mehr so wie früher einmal", ergänzt er.
Als Kind wurde JVN gemobbt
Obwohl sich Jonathan Van Ness nie offiziell geoutet hat, wurde er schon als Kind gemobbt. Im Rückblick formuliert er das scherzhaft, er sei "mit Fackeln und Mistgabeln" gejagt worden, auf den Fluren habe man ihm "Schwuchtel" nachgerufen und ihn wegen seines femininen Benehmens die Treppen hinunter geschubst.
Obwohl Ness sich als non-binary bezeichnet, möchte er, dass man ihm das Pronomen "er" zuweist. In den USA ist es bei trans- oder intersexuellen Menschen ansonsten üblich, das unbestimmte Wort "they" zu verwenden. Im "Out"-Interview berichtet Ness aus seiner Kindheit: "Früher habe ich jeden Nagellack, alle Pumps und jedes Tuch getragen – und ganz sicher hatte ich die umwerfenden Hermès-Tücher meiner Mutter im Haar und um die Hüften, sie waren meine Röcke und ich liebte es. Aber als ich noch ganz jung war, schämte ich mich für diese weibliche Seite, wenn ich mich so anzog." Ness erzählt, dass er gewusst habe, dass er das nur vor Sonnenauf- oder nach Sonnenuntergang machen konnte und zum Beispiel im Keller. Es sollten immer Dinge sein, die er nicht zur Schule tragen konnte, etwas, was nur hinter verschlossenen Türen ging. Damals jedoch habe er das noch nicht als non-binary oder "nicht geschlechtskonform" einordnen können. Er habe auch die Begrifflichkeiten gar nicht gekannt.
Die Transgender-Community feiert Ness für seine Offenheit.
Quellen: "Out Magazine", Twitter
