Kaum ein Tag, an dem wir nicht daran erinnert werden, wer wir sind oder gerne wären. Wer wir nicht mehr sein wollen oder nie waren. Im Bemühen um eine gleichberechtigte Gesellschaft sind wir aufgefordert, uns intensiver als früher mit der eigenen Geschlechtsidentität auseinanderzusetzen. Wir diskutieren über eine genderneutrale Sprache. Wir ringen um Gleichberechtigung. Wir versuchen, alte Rollenmuster neu zu besetzen und müssen feststellen: Einfach ist es nicht.
Einander Mut machen, einander besser verstehen
Seit 2018 gibt es mehr als zwei Geschlechter, das Gesetz unterscheidet zwischen männlich, weiblich und divers. In Wahrheit ist unsere Gesellschaft längst vielfältiger, sind unsere Geschlechtsidentitäten komplexer. Sie entwickeln und verändern sich im Laufe eines Lebens. Nur wie? Wann fühlt sich jemand weiblich, wann männlich? Was bedeutet es für eine genderfluide Person, deren Geschlechtsidentität nicht festgelegt und wandelbar ist, sich in einem Umfeld zu bewegen, das zweigeschlechtlichen, also binären Strukturen folgt?
In dieser Serie machen wir uns auf die Suche nach dem, was unser Geschlechtsempfinden geprägt hat. Unsere Herkunft zum Beispiel. Vorbilder und Erfahrungen, auch Traumata. Wie leben, wie begehren wir? Vielleicht sind wir uns trotz aller Unterschiede ähnlicher, als wir denken. Vielleicht machen wir einander Mut. Ganz sicher aber lernen wir, einander besser zu verstehen.
In der ersten Folge dieser stern-Serie erzählt Anastasia Biefang ihre Geschichte. 40 Jahre lang war sie ein Mann und fühlte sich in ihrem Körper gefangen. Heute lebt die 49-Jährige als trans Frau.