
Das Video-Format für die Fragen der stern-Leser
Was geht im Kopf eines Neonazis vor? Wie kommt eine Prostituierte mit all den Freiern klar? Und haben Menschen, die zu einer Domina gehen, psychische Probleme? Im neuen stern-Format "Jetzt mal ehrlich" treffen wir Menschen aus Bereichen, über die es viele Klischees gibt. Sie stellen sich den Fragen unserer Nutzer.
Trans, transsexuell, transgender? Welche Bezeichnung ist für dich die passende?
Ich nutze für mich den Begriff "trans", wie auch viele in der Community es nutzen, weil, wenn man mal mit dem Einfacheren anfängt: Der Begriff "transsexuell" bezieht sich auf Sexualität, und Transsein hat überhaupt nicht mit Sexualität zu tun, sondern nur mit einer Identität. Und der Begriff "transgender" stammt aus einer pathologisierenden Zeit und wurde dafür genutzt, um trans Menschen gesund zu machen. Wir sind aber gesund, und von daher ist der Begriff auch fehl am Platz. Und "trans" ist sowieso viel einfacher. Da muss man sich gar nicht mehr Gedanken machen, ob transgender, transsexuell, es ist eben einfach trans.
Wie begegnest du Menschen, die sagen: "Das ist mir zu verwirrend"?
Ich kann einerseits verstehen, dass man es verwirrend findet, andererseits muss man sich bewusst sein, wenn man es verwirrend findet, dass man sehr privilegiert lebt, dass man sich darüber keine Gedanken machen muss. Und am Ende ist es ja nur "Einmal verstehen und anwenden". Und ich denke, das ist gar nicht mal so kompliziert ist, wenn man ablegt, dass man sich einredet, es wäre kompliziert.
Wann war dir klar, dass du eine Frau bist?
Für mich hat eigentlich das Geschlecht nie so eine große Rolle gespielt. Ich habe das erst im Kindergarten zum Beispiel gespürt, als ich als Prinzessin an Karneval in die Gruppe gegangen bin und alle gesagt haben: "Du bist ein Junge, du darfst nicht als Prinzessin kommen." Weil ich so gedacht hab: "Hey, warum nicht?" Also, wenn man einfach gemerkt hat, hier in unserer Gesellschaft entscheiden wir: Das machen Jungs, das machen Mädchen. Und da habe ich gespürt, ich gehöre auf jeden Fall nicht zu den Jungs. Das hat sich eigentlich früh entwickelt. Dass ich wirklich wusste, dass ich trans war, war so mit zwölf, dreizehn, dass ich das wirklich beurteilen konnte. Als ich tatsächlich damals – ich weiß nicht, ob die Leute sich noch erinnern – Lorielle London im Fernsehen gesehen habe, und sie hat mir so gezeigt, da gibt es ja Möglichkeiten, zu sich selbst zu stehen und man selbst zu sein.
Wie war dann dein Weg zu einer körperlichen Veränderung?
Der Weg von Menschen mit trans Hintergrund ist natürlich superunterschiedlich. Bei mir war das so, dass ich erst für mich entschieden habe: Ich gehe jetzt diesen Weg. Ich bin dann auch von einem auf den anderen Tag spontan als Mädchen in die Schule gegangen, habe das vorher natürlich schon mal auf der Kirmes und so was gemacht oder an Karneval. Und dann bin ich tatsächlich erst mit 15 Jahren zu einer Psychologin gegangen und damit habe ich eigentlich den Weg erst gestartet. Aber, wie gesagt, wie viele andere bin ich nicht erst zum Alltagstest gegangen, sondern ich habe schon längst als Frau gelebt, als ich die medizinischen Schritte eingeleitet habe.