Während meiner Schulzeit hatte ich eine Freundin, die einen ziemlich eifersüchtigen Freund hatte. Vertrauen gab es von ihm aus gar nicht und er kontrollierte fast alles, was sie machte. Nach und nach kam sie nicht mehr mit, wenn wir abends etwas trinken gingen oder einen Tag im Freibad verbrachten, und unter irgendeinem Vorwand sagte sie bei jeder unserer Geburtstagspartys ab. Als wir auf Kursfahrt fahren wollten, erreichte die Beziehung wohl einen Tiefpunkt: Hätte man nicht gewusst, dass es bei ihrem tagelangen Streit darum geht, fünf Tage mit Klassenkameraden nach Spanien zu fahren, hätte man denken können, sie hätte ihren Freund jahrelang mit sieben verschiedenen Männern betrogen, und er hätte das jetzt herausgefunden.
Nun ist das ein sehr extremer Fall von Eifersucht und ich habe seitdem niemanden mehr so erlebt. Aber ich muss zugeben: Auch ich habe in meiner Beziehung gelegentlich grundlose Eifersuchtsgefühle gehabt – wenn auch in sehr abgeschwächter Form. Trotzdem habe ich mir viele Gedanken darüber gemacht und mich gefragt, woher die Eifersucht meinem Partner gegenüber kommt – und was ich dagegen tun kann.

Der eine fühlt sich geschmeichelt, der andere eingeengt
"Grundsätzlich muss zwischen leichter, mittlerer und schwerer Eifersucht unterschieden werden“, sagt die Diplom-Psychologin Micaela Peter. Sie ist Paartherapeutin und Expertin zum Thema Eifersucht. Ab wann es sich um welche Art von Eifersucht handelt, könne nicht an absoluten Grenzen festgemacht werden, da das Gefühl von Eifersucht relativ ist, so die Expertin: Bei dem einen kommt es schnell zum Gefühl von Eifersucht, der andere wird erst sehr spät oder vielleicht sogar gar nicht eifersüchtig.
Und auch das Empfinden der Konfrontation sei unterschiedlich: "Bei dem gleichen Verhalten kann sich der eine geschmeichelt und der nächste eingeengt oder belästigt fühlen". Wo die tragbaren Grenzen liegen, müsse das Paar schließlich miteinander besprechen und aushandeln. Leichte Eifersucht könne beispielsweise auch schon auftreten, wenn Dritte positiv auf den Partner reagieren. Aber wenn man sehr schnell Verunsicherung spürt, könne das mit mangelnder Autonomie und einer zu großen Abhängigkeit vom Partner einhergehen, sagt Peter. Vielleicht sollte man dann darüber nachdenken, seine Eifersucht zu bekämpfen.
5 Tipps, wie du Eifersucht bekämpfen kannst
Wenn du merkst, dass du grundsätzlich Eifersuchtsgefühle gegenüber deinem Partner verspürst und es in deinen Beziehungen deshalb immer wieder zu Konflikten kommt, solltest du versuchen, an dir selbst zu arbeiten. Die folgenden Tipps von Micaela Peter können dir dabei behilflich sein, deine Eifersucht zu bekämpfen:
1. Bleibe eigenständig
Achte darauf, trotz deiner Beziehung eigenständig zu bleiben: Verfolge deine eigenen Ziele, Hobbys und Interessen. Pflege deine Freundschaften und suche dir Anerkennung und Bestätigung auch außerhalb deiner Beziehung.
2. Reflektiere dein Verhalten
Nimm dir die Zeit, dein eigenes Verhalten zu reflektieren und bewusst zu überlegen, wie es deinen Partner und eure Partnerschaft beeinflusst. Übe dich im bewussten und gezielten Vertrauensvorschuss. Nimm dir selbst Freiräume und gib diese auch deinem Partner.
3. Übernimm Verantwortung für deine eigenen Gefühle
Kontrolliere deine eigenen Gefühle, nicht die deines Partners. Versuche den Ursprung deiner Gefühle herauszufinden, wofür sie stehen und was sie dir zeigen wollen. Manchmal hilft es, die eigenen Gedanken eine Weile zu beobachten, anstatt immer direkt zu reagieren. Die Distanz zum akuten Gefühl kann helfen, um mit deinem Partner konstruktiv darüber zu sprechen, was du dir wünschst und welche Bedürfnisse du hast, ohne ihm Vorwürfe zu machen oder ihn zu kritisieren.
4. Begib dich auf Spurensuche
Manchmal ist Eifersucht ein Signal dafür, dass dir etwas in der Beziehung fehlt. Stelle dir zum Beispiel folgende Fragen: Bist du glücklich in deiner Beziehung? Habt ihr genug qualitative Zeit miteinander? Habt ihr intime Gespräche? Fühlst du dich von deinem Partner genug gesehen und geschätzt? Dann kannst du dich deinem Partner anvertrauen und darüber sprechen. Nur wenn er weiß, wie es dir geht, kann er auf deine Gedanken und Sorgen reagieren und ihr könnt gemeinsam mit der Eifersucht umgehen.
5. Stärke dein Selbstwertgefühl
Es ist wichtig, dass du dich selbst magst und deinen Selbstwert kennst. Gestalte dein Leben so, dass du zufrieden bist und lobe dich selbst für Dinge, auf die du stolz bist. Es kann helfen, so etwas in ein Tagebuch zu schreiben und mache dir klar, dass du ein wertvoller Mensch bist, und dass du das auch für deinen Partner bist.
Was tun bei einem akuten Eifersuchtsanfall?
Bei einem akuten Eifersuchtsanfall empfiehlt Micaela Peter, einen Stopp einzulegen, sich kurz zurückzuziehen, zu sammeln und zu reflektieren. Spontane oder heftige Reaktionen würden meistens eher zu Eskalationen führen und seien wenig hilfreich für die Betroffenen. Sie empfiehlt einen beruhigenden Spaziergang oder eine Atemmeditation, um dann in Ruhe zu überlegen, ob sich das Gefühl aus einer Tatsache und auf Fakten gründet, worauf genau man so reagiert, was man befürchtet und welches Bedürfnis bedroht oder missachtet wird. Entweder man schafft es, seine Gefühle selbst zu bewältigen, oder man spricht den Partner an und offenbart sein Unwohlsein. "Es sollte jedoch Verantwortung für das eigene Gefühl übernommen werden, anstatt dem Partner ungerechtfertigte Vorwürfe zu machen oder ihn mit Kritik oder Misstrauen zu behaften“, warnt die Expertin.
Warum bin ich so eifersüchtig?
Wenn dir die Tipps nicht mehr helfen und deine Beziehungen immer wieder unter der Eifersucht leiden, handelt es sich vielleicht schon um eine schwerere Form von Eifersucht. Für eine krankhafte Eifersucht ist laut Micaela Peter bezeichnend, dass es häufig auch ohne Grund zu kontrollierendem oder misstrauischem Verhalten kommt und die Partnerschaft massiv darunter leidet. Ursachen hierfür würden meist aus der Kindheit stammen: ein Mangel an Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein, Selbstachtung und Selbstwertgefühl. Verlustängste und Selbstzweifel stehen dabei im Vordergrund und können laut der Psychologin nur durch professionelle Hilfe aufgearbeitet werden. Vor allem, wenn jemand unabhängig vom einzelnen Partner und dessen Verhalten grundsätzlich eifersüchtig reagiert, weist dies auf ein mangelndes Selbstwertgefühl hin, das wiederum auf Bindungsunsicherheiten hindeutet, die auf die eigene Biografie zurückzuführen sind: "So entsteht beispielsweise die Sorge, nicht wenig und gut genug für den Partner zu sein“, sagt Peter.
Auch wenn nicht du, sondern dein Partner krankhaft eifersüchtig ist, empfiehlt die Expertin professionelle Unterstützung. Häufig wisse der Betroffene nicht, wie er mit der Situation richtig umgehen kann und erhält die Problematik durch ungünstiges Verhalten vielleicht sogar aufrecht. "Sowohl zu wenig Beachtung der Problematik der Eifersüchtigen als auch ein Zuviel an Kompromissen kann sich negativ auswirken“, so Micaela Peter.
Manchmal ist Eifersucht berechtigt und sogar nötig
Natürlich ist Eifersucht nicht immer grundlos und kann durchaus seine Berechtigung haben: "Es wäre geradezu ignorant oder fahrlässig, deutliche Signale des Partners, der sich auffällig einer oder mehreren anderen Personen zuwendet, zu missachten“, sagt Micaela Peter. Dies könne ein wichtiges Signal sein, das angesprochen werden sollte. Wenn Eifersucht berechtigt ist, gebe es meistens tiefere Beweggründe, die das Paar betreffen und andeuten, dass irgendetwas in der Beziehung schiefläuft: "Vielleicht fühlt sich einer von beiden vernachlässigt und sucht Bestätigung von außen, oder es gibt ganz andere Themen, mit denen ein Partner kämpft – und von denen er verunsichert ist“, sagt die Expertin.
Wenn die Unzufriedenheit so weit geht, dass es zu einem Seitensprung kommt, sind die Betroffenen stark verletzt und erschüttert. Misstrauen, Kontrolle und häufige Konflikte seien in der Zeit danach normal, und eine Bewältigung dieses Vertrauensbruchs sei äußerst herausfordernd, so Micaela Peter. Aber man könne die Krise auch nutzen – häufig verbergen sich hinter den Gründen für einen Seitensprung wichtige Themen, die das Paar früher oder später auf andere Art und Weise herausgefordert hätten. Zwar würden viele Beziehung an diesen Belastungen scheitern, allerdings kann man sie auch überwinden: Die Expertin empfiehlt hier die gemeinsame Aufarbeitung, sodass die Krise genutzt werden kann und das Paar so die Chance zur Reflexion und Weiterentwicklung bekommt.