Mobbing: Frau findet Brief aus ihrer Schulzeit und postet ihn bei Twitter
"Nehmt euch das zu Herzen"Frau findet Brief ihres 13-Jährigen Ichs und rechnet mit ihren Mobbern aus der Schule ab
Laut einer aktuellen Studie erlebt jeder fünfte Schüler in Deutschland Ausgrenzung und Gewalt. Doch Mobbing ist kein neues Phänomen, beweist der Brief einer Twitter-Userin, den sie als Kind an sich selbst geschrieben hat.
"Hier schreibt die Anni von Dienstag. Wie geht es dir heute? Ich hoffe besser, als mir jetzt" – so lauten die ersten Zeilen eines Briefs, den eine Userin bei Twitter veröffentlicht hat. Auf einer Klassenfahrt hat die damals 13-Jährige offensichtlich einen Brief an ihr zukünftiges Ich geschrieben. Doch der Brief lässt vermuten, dass die Schulzeit für "Dinkelzuffer", wie sie sich bei Twitter nennt, so gar nicht idyllisch war. Der Grund: Mobbing.
<blockquote class="twitter-tweet" data-width="540"><p lang="de" dir="ltr">Speicherfundstück zwischen meinen alten Schulsachen. Ich erinner mich dunkel - Klassenfahrt mit der Realschule damals. Sowas geht im Kopf von 13jährigen vor, die immer nur Ablehnung und Ausgrenzung erfahren, liebe <a href="https://twitter.com/hashtag/Mobber?src=hash&ref_src=twsrc%5Etfw">#Mobber</a>. Nehmt euch das zu Herzen, sofern ihr eins habt.<a href="https://twitter.com/hashtag/mobbing?src=hash&ref_src=twsrc%5Etfw">#mobbing</a> <a href="https://t.co/t3FU4APBVL">pic.twitter.com/t3FU4APBVL</a></p>— Dinkelzuffer 🖤 (@Dinkelzuffer) <a href="https://twitter.com/Dinkelzuffer/status/1149373062112002054?ref_src=twsrc%5Etfw">July 11, 2019</a></blockquote>
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"Ich weiß, ich habe manchmal das Gefühl dass die ganze Klasse glücklicher wäre, wenn ich einfach von der Burgmauer in den Graben springe und ertrinke", schreibt die junge Anni ihrem zukünftigen Ich. "Dann müssen sie sich einen neuen zum Ärgern suchen und ich wäre für immer frei." Doch das wolle sie ihren Eltern nicht antun – und sei stattdessen weiter nett zu allen, in der Hoffnung, dass es besser werde. Alle Kinder sollten damals einen Brief an sich selbst schreiben, den sie dann ungeöffnet zurückbekamen. So fand sie ihn schließlich nach Jahren wieder auf dem Speicher und entschied sich, ihre Mobber damit zu konfrontieren. "Nehmt euch das zu Herzen, sofern ihr eins habt", schreibt sie am Ende ihres Tweets.
Dass Ausgrenzung, Hänseleien und sogar körperliche Gewalt in der Schule keine Besonderheit sind, zeigt auch eine aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung, in der bundesweit 3448 Schüler zwischen acht und 14 Jahren befragt wurden. An Haupt-, Real-, Gesamt- und Sekundarschulen sagte jeder Fünfte, diese drei Übergriffsarten im Monat zuvor allesamt erlebt zu haben. In Grundschulen waren es sogar 30 Prozent der Schüler.
Auch die Kommentare unter dem Post machen deutlich, dass Mobbing für viele User ein bekanntes Phänomen in der Schulzeit war.
<blockquote class="twitter-tweet" data-width="540"><p lang="de" dir="ltr">((❤️❤️❤️)) Ich bin sehr froh, dass die heute-Anni noch da ist! Ich war auch immer die Außenseiterin und wurde bis zur Oberstufe ab der ersten Klasse gemobbt. Du bist nicht allein. Warst es nie.</p>— Freiheitsmama (@Freiheitsmama) <a href="https://twitter.com/Freiheitsmama/status/1149640881563037697?ref_src=twsrc%5Etfw">July 12, 2019</a></blockquote>
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Die meisten User nehmen Anteil an den Erlebnissen der heute 33-Jährigen und bewundern ihre Kraft, diese Situation durchgestanden zu haben.
<blockquote class="twitter-tweet" data-width="540"><p lang="de" dir="ltr">Liebe Anni, das ist so traurig, dass ich nicht Deine Klassenkameradin war. Ich habe mich immer für die Schwächen oder Ausgegrenzten stark gemacht. Dann war sofort Schluss mit dem Ärgern. 😘👋👍</p>— Veronika Harz 🌈🔴🇺🇦 (@VeronikaHarz) <a href="https://twitter.com/VeronikaHarz/status/1149375207364268035?ref_src=twsrc%5Etfw">July 11, 2019</a></blockquote>
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<blockquote class="twitter-tweet" data-width="540"><p lang="de" dir="ltr">Aus der Hoffnung, dass eines fernen Tages alles gut werden würde. Und meine Eltern haben sich doch so viel Glück und freude für mich gewünscht. Wie hätte ich sie enttäuschen können? Ich wollte sie doch nicht verletzen 😐</p>— Dinkelzuffer 🖤 (@Dinkelzuffer) <a href="https://twitter.com/Dinkelzuffer/status/1149660741022056448?ref_src=twsrc%5Etfw">July 12, 2019</a></blockquote>
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Viele kritisieren auch den Umgang von Lehrkräften und der Gesellschaft mit dem Thema Mobbing. "Das ist so traurig. Mir ging es damals ähnlich", schreibt eine Userin. Auch sie sei von den Lehrern nicht ernstgenommen worden.
<blockquote class="twitter-tweet" data-width="540"><p lang="de" dir="ltr">Ich wurde in der Schule auch extrem gemobbt. Mache den Mobbern aber aus heutiger Sicht keinen Vorwurf, auch sie waren noch jung und Mobber in dem Alter entstehen eben auch durch falsche Erziehung. Ich mache den Lehrern und Eltern, auch meinen eigenen einen Vorwurf fürs Wegsehen.</p>— Weißflankenschweinswal (@FetzenJessy) <a href="https://twitter.com/FetzenJessy/status/1149429417258733570?ref_src=twsrc%5Etfw">July 11, 2019</a></blockquote>
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In ihren Kommentaren unter dem Post macht Anni immer wieder deutlich, dass das Mobbing für immer Teil ihres Lebens sein wird. Auch geholfen habe ihr damals niemand. Sie habe den Brief jedoch veröffentlicht, um anderen das Gefühl zu geben, nicht allein zu sein. "Ich hoffe sehr, dass das den ein oder anderen zum Nachdenken bringt", schreibt sie.
Sie haben suizidale Gedanken? Hilfe bietet die Telefonseelsorge. Sie ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr unter 0800/1110111 und 0800/1110222 erreichbar. Auch eine Beratung per E-Mail ist möglich.
Eine Liste mit bundesweiten Hilfsstellen findet sich auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention.