Die aktuelle NEON-Ausgabe: #03/2017 im Handel #EsGehtUmUns: Wie die Initiative #ichbinhier in Facebookdebatten mitmischt

  • von Hannes L.
#ichbinhier bekämpft Hasskommentare in sozialen Medien mit Fakten und Aufmerksamkeit.

Die Idee zur Aktionsplattform #ichbinhier hatten ursprünglich zwei schwedische Journalisten. Auf Schwedisch heißt sie #jagärhär und hat um die 60 000 Mitglieder. Als ich von diesem Projekt hörte, wollte ich es auch in Deutschland einführen. Die Idee: Wir klicken uns durch die Beiträge von Online-Medien auf Facebook, und wann immer wir in den Kommentaren der Nutzer einen rassistischen oder sexistischen Shitstorm entdecken, teilen wir den Artikel in unserer Facebook-Gruppe „#ichbinhier“ . Von dort kann jeder zum Artikel gehen und diese Hass-Posts konstruktiv kommentieren, immer mit einem #ichbinhier versehen. Dieses Hashtag hilft uns, rasch zu sehen, wo einer von uns aktiv wird und Unterstützung braucht. Eine Art Wegweiser. Wenn anschließend viele von uns diese konstruktiven Kommentare liken, werden sie auch automatisch prominenter erscheinen.

Die Facebook-Kommentarfunktion als Chance sehen

Wir glauben: Je mehr Menschen in den Kommentarspalten der großen Online-Medien auf diese Weise deeskalieren, desto eher verbessert sich der allgemeine Umgang miteinander. Es ist wie auf einem Marktplatz: Wenn 500 Leute Gerüchte verbreiten oder andere angreifen, eskaliert die Stimmung. Kommen 100 Menschen mit konstruktiven Vorschlägen und einer offenen Grundhaltung dazu, kann sich die Stimmung drehen. Diese kritische Masse wollen wir sein. Natürlich werden wir so keine Rechtsradikalen überzeugen aber vielleicht diejenigen, die erst einmal nur mitlesen. Viele beurteilen einen Dialog danach, wer die meisten Punkte macht. Eine Gegenöffentlichkeit kann etwas bewirken, da bin ich mir sicher. Wir dürfen nur nicht länger passiv zuschauen, wie die Debattenkultur verroht.

HANNES L. , 43, ist Gründer von THE MAIN, einer Unternehmensberatung für Digitales Marketing. Er startete #ichbinhier Ende Dezember, die Gruppe zählt nun fast 5000 Mitglieder. Das Recherchieren von Fakten und das Kommentieren kosten Zeit, deshalb freut Ley sich über weitere Aktive.

Weitere Ideen zum Mitmachen oder zur Inspiration

Fearless Democracy

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Gerald Hensel wurde während seiner Zeit als Werbestratege bei Scholz & Friends zum Ziel eines massiven populistischen Shitstorms. Er hatte Kunden per Tweet dazu aufgerufen, rechte Blogs wie „Breitbart“ nicht durch ihre Werbung zu finanzieren (#keingeldfürrechts). Jetzt gründet er in Kooperation mit Schmalbart und anderen den Verein Fearless Democracy, der die organisierte „Wutindustrie“ demaskieren und Opfer von politisch-digitalen Wutanfällen schützen will. Bald mehr unter: fearlessdemocracy.org

Hass hilft

… und Humor auch: Die erste Aktion für unfreiwillige Online-Spenden spürt Hasskommentare in sozialen Medien auf. Mit jedem Post geht im Namen des Verfassers ein Euro an Flüchtlingsprojekte der Aktion Deutschland Hilft und an Exit-Deutschland, eine Initiative gegen Rechts. Dem Verfasser dankt der Verein herzlich per Facebook-Post. Wer die Aktion unterstützen will, kann Geld spenden oder Kommentare melden. Dazu einfach den Link über Facebook verschicken. hasshilft.de

AUF DER STRASSE

Die denkende Gesellschaft Annalena Rehkämper, 24, und Anh-Quân Nguyen, 25, studierten Philosophie. Jetzt verbinden sie Denken und Handeln und scheuen sich nicht, wie Zeugen Jehovas an Türen zu klopfen, um mit Menschen ins politische Gespräch zu kommen. Sie haben schon damit begonnen und werden vor der Bundestagswahl Leute vor allem in Regionen mit niedriger Wahlbeteiligung schicken: gesellschaftsdenken.wordpress.com

1000 Wahlstammtische will Filmproduzent Dirk Roggan auf Marktplätzen aufbauen. An faltbaren Stehtischen sollen parteiunabhängig Wahlthemen von jungen Engagierten live diskutiert werden. roggan@leitmotivfilm.de

Demokratiehelden

Wer sich für solche Aktionen oder für das Gespräch mit Verwandten argumentativ rüsten will, dem helfen bald die „Demokratiehelden“ . Sie wollen Infos zu politischen Themen liefern und Kommunikationstipps vermitteln, etwa über Coachingvideos. Dazu werden Erfahrungen als „Heldengeschichten“ veröffentlicht. demokratiehelden@gmail.com

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