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Twitter Frauen erzählen, was sie machen würden, wenn Männer abends Ausgangssperre hätten

Ausgangssperre für Männer?
Viele Frauen fühlen sich alleine im Dunkeln nicht sicher
© iStockphoto / Getty Images
Eine Twitter-Userin fragt die weibliche Community: Was würdet ihr tun, wenn Männer nach 21 Uhr Ausgangssperre hätten? Das Szenario klingt absurd, doch die Antworten der Frauen sind erschreckend – und regen zum Nachdenken an.  

Die Vorstellung, gut die Hälfte der Weltbevölkerung abends in ihre Häuser und Wohnungen zu verbannen ist natürlich absurd. Doch die Antworten der Frauen, auf diese rhetorische Frage, was sie tun würden, wenn Männer ab 21 Uhr eine Ausgangssperre hätten, regen gehörig zum Nachdenken an und beweisen, wie sehr sich Frauen auch im Jahre 2018 noch in ihrem Alltag einschränken, weil sie Angst haben, belästigt, überfallen oder sogar vergewaltigt zu werden. Und das ist kein Wunder, schließlich wird in unserer Gesellschaft nach einer sexuellen Straftat oft als erstes gefragt, wie das Opfer denn ausgesehen hat, ob der Rock zu kurz war oder das "Nein" nicht deutlich genug. 

Die Frage stellte Bürgerrechtsaktivistin Danielle Muscato der weiblichen Twitter-Community. Und auch an die Männer unter ihren Followern hat sie eine wichtige Botschaft: "Jungs: Lest die Antworten und passt auf." Dazu Hashtags wie #metoo #Kavanaugh #Cosby und #maleprivilege (deutsch: männliches Privileg). 

Das Gedanken-Experiment schockiert

Die meisten der Antworten klingen zunächst banal. Viele würden gerne ohne Angst das Haus verlassen können – besonders wenn es schon spät ist. Viele würden gerne mal alleine Joggen gehen oder einfach ihre Kopfhörer tragen, wenn sie draußen sind. Auch Danielle, die Initiatorin dieses Gedanken-Experimentes, ist schockiert. "Es tut weh, wie viele von diesen Antworten einfach nur 'zu meinem Auto gehen', 'zur Arbeit gehen' oder 'rausgehen' sind", schreibt sie auf Twitter. "So sollte es nicht sein. Aber all die Antworten von Männern hier, machen klar, warum das so ist." Sie muss hunderte Accounts mit Hasskommentaren löschen, denn nicht  bei allen kommt die Frage gut an. 

Danielle ist eine Transfrau. Sie wurde als Junge geboren und lebt seit vier Jahren als Frau. Dadurch hat sie einen besonderen Einblick in die Unterschiede im Alltag von Männer und Frauen bekommen. Eine Userin schreibt auf ihre Frage: "Ich würde einen Spaziergang im Dunkeln machen, ohne mich bei jedem kleinen Geräusch zu Tode zu erschrecken. Ich denke gerade daran, was für ein Traum es wäre, irgendwo alleine hinzugehen ohne Angst. Fühlen sich Typen so die ganze Zeit?" Danielle antwortet ihr darauf: "Ich bin eine Transfrau, die sich vor vier Jahren geoutet hat. Ja, ist es." 

Es geht nicht nur um Vergewaltiger und Mörder

Von einigen Twitterern gibt es den Einwand, dass auch sie als Männer Angst haben, wenn sie alleine draußen rumlaufen. Eine Userin fragt, ob man die Frage nicht abändern könne in eine Ausgangssperre für Kriminelle statt Männern. Doch dazu hat Danielle einen Einwand: "Es geht nicht nur um Vergewaltigung und Mord. Es geht um die totale Befreiung von grusligen Typen, 'netten' Typen, Machos, Misogynisten und Mansplainers."

Und damit trifft sie den Nagel auf dem Kopf: Fast jede Frau kennt das, wenn man auf der Straße blöd angemacht wird. Hier ein Hupen, da ein dummer Spruch – und dazu gerne mal eine Beleidigung, wenn man auf die "Flirtversuche" nicht eingeht. Fast jede Frau hat schon mal darüber nachgedacht, was ihre Kleidung ausstrahlen könnte. Dabei sollte jede Frau tragen dürfen, was sie will – ohne sexualisiert zu werden.

Denn das Problem sind nicht betrunkene Frauen, kurze Röcke oder unaufmerksame Joggerinnen. Das Problem sind Männer, die Frauen zu Objekten machen und keinen Respekt haben. Da ist es als Frau manchmal schon ein schöner Gedanke, da draußen keine Angst haben zu müssen – auch wenn das bedeuten würde, dass die halbe Weltbevölkerung Hausarrest hat.  

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