Dass die Schule ein schwieriger Ort für Teenager sein kann, ist bekannt. Besonders für Schüler, die vielleicht nicht dem entsprechen, was einige Menschen als gesellschaftliche Norm sehen, sind häufig mit Vorurteilen und Häme von anderen Schülern konfrontiert. Das ist an sich schon schlimm genug, doch wenn es die Eltern sind, die den Mitschülern ihrer Kinder das Leben schwer machen, dann läuft endgültig etwas ganz gehörig schief.
Eine Schule im US-Bundesstaat Oklahoma musste nun für zwei Tage geschlossen werden, nachdem Eltern Todesdrohungen gegen ein Transgender-Mädchen ausgesprochen hatten. Der Grund: Sie hatte die Mädchen-Toiletten benutzt. Die 12-jährige Maddie hatte bislang die Lehrer-Toiletten nutzen dürfen, doch mit dem Wechsel in die siebte Klasse fand sie sich in einem neuen Gebäude wieder. Im neuen Gebäude fand sie diese nicht und musste deshalb auf die Mädchen-Toilette gehen. Wenn die Natur ruft, dann ruft sie eben. Eigentlich könnte man meinen, dass das niemanden interessieren würde – wieso auch?! Aber: Pustekuchen!
Wenn Eltern schlimmer mobben als ihre Kinder
In einer Facebook-Gruppe von Eltern der Highschool-Schüler stapelten sich bitterböse Kommentare. Ein Vater hatte zunächst gepostet: "Der Transgender benutzt jetzt schon die Mädchen-Toiletten. Uns wurde gesagt, dass die Schule alles getan hat, um ihm seine eigenen Toiletten zur Verfügung zu stellen und trotzdem benutzt er die Mädchen-Klos. Sieht so aus, als würde es ein langes Jahr werden."
Die Kommentare unter dem Post sind so widerwärtig, dass man beim Lesen einen dringenden Brechreflex unterdrücken muss. Andere Eltern nennen das kleine Mädchen ein "etwas", nennen sie nicht "sie", sondern "es" und "er" und schlagen vor: "Wenn er ein Mädchen sein will, soll er. Ein scharfes Messer erledigt das für ihn." Außerdem schlagen sie vor, dass man die anderen Kinder anstacheln sollte, sie zu verprügeln, damit sie sich nicht mehr in die Mädchenklos traut.
Der "New York Times" sagte die Mutter des Mädchens: "Man erwartet, dass Kinder andere Kinder mobben. Aber das hier sind Erwachsene, die ein Kind mobben und bedrohen und dann auch noch so tun, als würden sie es im Namen Gottes machen. Wie in der Welt soll das christlich sein?"
Mobbing: Auch in ihrer alten Schule hatte Maddie Probleme
In den Facebook-Posts hatten Eltern außerdem behauptet, Maddie habe bereits in vorigen Jahren Ärger mit der Schule gehabt, weil sie heimlich in andere Toilettenkabinen geschaut habe. Dazu ihre Mutter: "Meine Tochter muss sich sehr weit nach vorne lehnen, um die Toiletten zu benutzen. Gut möglich, dass jemand das gesehen hat und dachte, sie würde in die anderen Kabinen schauen."
Es ist unklar, wie viele der Kommentare tatsächlich von Eltern verfasst wurden. Dennoch nimmt die Polizei von Bryan County die Lage sehr ernst. Man untersuche den Fall aktiv. Zudem wurde angeordnet, die Schule für einige Tage zu schließen, um weitere Auseinandersetzungen zu vermeiden.
Maddie und ihre Familie waren erst vor zwei Jahren aus Texas nach Oklahoma gezogen, nachdem Maddie dort in der Schule gemobbt worden war. Trotz allem wünscht sich das Transgender-Mädchen, weiterhin eine staatliche Schule besuchen zu können.
