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Singender Notfallsanitäter Retter ohne Rechte: Song von Sanitäter über Probleme im Arbeitsalltag geht viral

Felix Haehne ist im Ernstfall oft als erster beim Patienten – medizinisch eingreifen darf der Notfallsanitäter aber nicht. In einem Song auf Youtube prangert der Lebensretter seine Arbeitsbedingungen an und bekommt viel Zuspruch.

Wer schon einmal einen Krankenwagen gerufen hat, kennt das Prozedere: Zuerst rückt das Einsatzfahrzeug mit den Sanitätern an, der Notarzt kommt meist später nach. Wie belastend diese Situation nicht nur für den Patienten, sondern auch für die Sanitäter sein kann, zeigt ein Lied, das gerade in den sozialen Netzwerken viral geht. Notfallsanitäter Felix Haehne, der sich im Lied Felix Peter nennt, sitzt in seiner rot-gelben Arbeitskleidung auf dem Beifahrersitz des Krankenwagens und spielt auf einer Ukulele. "Guten Tag ich heiße Felix Peter / Und ich bin heute Ihr Notfallsanitäter / Der Notarzt kommt ne halbe Stunde später / Und bis dahin unterhalten wir uns nett hier am Bett."

Was lustig klingt, beschreibt Haehnes Frust über seinen Job: Als Notfallsanitäter ist er meist zuerst vor Ort, laut Gesetz dürfen Sanitäter aber keine medizinischen Eingriffe vornehmen. "Ich würde gern das anwenden, was ich in meiner dreijährigen Ausbildung gelernt habe. Bevor der Notarzt nicht da ist, darf ich dem Patienten aber noch nicht einmal Schmerzmittel verabreichen", sagte Haehne "Spiegel Online".

Das Problem, auf das der junge Sanitäter aufmerksam machen will: Die Sanitäter sind bei Unfällen oft als erstes vor Ort und müssen handeln – obwohl sie sich damit in einer rechtlichen Grauzone bewegen. Denn die Kompetenzen für Sanitäter sind in Deutschland nicht klar geregelt. Sie sind durch ihren Job verpflichtet, lebensrettende Maßnahmen durchzuführen – medizinische, invasive Eingriffe dürfen aber nur ausgebildete Ärzte vornehmen. Ein Notfallsanitäter müsste als rein theoretisch immer auf die Bestätigung eines Arztes warten, bevor er einem Patienten zum Beispiel Schmerzmittel spritzt. Tut er das nicht, macht er sich rein rechtlich strafbar.

"Krankenbelademeister" statt Notfall-Helfer

Doch gerade in ländlichen Gebieten kann es eben sehr lange dauern, bis der Notarzt bei seinen Patienten ist. Ein Dilemma, das auch Felix Haehne besingt: "Tja, tut mir Leid, vor Ihnen steht Felix Peter – nicht Dr. Schmidt / Und ich bin nur Notfallsanitäter / Der weiße Engel kommt 'ne halbe Stunde später" heißt es dazu in dem Song, und weiter: "Würd’ Ihnen die Schmerzen ja gern nehm’ / Da kann ich Sie versteh'n / Doch danach lande ich vor Gericht." Daher fühle er sich oft eher als "Krankenbelademeister" statt als Helfer in der Not.

Der Song, der eigentlich als Spaß unter Kollegen gedacht war, wie Haehne "Spiegel Online" sagte, wurde mittlerweile bei YouTube fast 250.000 Mal aufgerufen und vielfach in den sozialen Medien geteilt. Viele Menschen und auch Ärzte loben die Arbeit der Sanitäter:

Einige User kritisieren auch die aktuelle Rechtslage:

In Deutschland arbeiten rund 40.000 Notfallsanitäter und Rettungsassistenten, weitere 20.000 sind bei den Feuerwehren angestellt. Im Jahr 2014 wurde die Ausbildung reformiert und auf drei statt zuerst zwei Jahre verlängert. Denn auch der Politik ist die Problematik bekannt. Erst kürzlich gab es im Bundesrat einen Gesetzentwurf, der die Kompetenzen von Notfallsanitätern neu regeln sollte; dieser scheiterte jedoch. Daraufhin hatte die Bundesregierung lediglich angekündigt, in einen Dialog mit den Betroffenen treten zu wollen.

lau

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