Ein Augenzeuge, der aus Sicherheitsgründen anonym bleiben wollte, berichtete der Nachrichtenagentur AFP, er habe im beliebten Ausgehviertel Hidschas in Damaskus in den frühen Morgenstunden am Montag "Schüsse" nahe des Nachtclubs Al-Karawan gehört. Im Club habe er "die Leiche einer Frau, Blutflecken auf dem Boden und Chaos nach der Schießerei" erblickt.
Der Gouverneur von Damaskus, Maher Marwan, bestätigte "den Tod einer jungen Frau" und verurteilte den Angriff "aufs Schärfste". Er kündigte an, die Täter strafrechtlich verfolgen zu lassen. Der Nachtclub wurde auf Anordnung der Behörden geschlossen.
Ein Anwohner der Straße erzählte AFP, syrische Sicherheitskräfte hätten den Nachtclub bereits vor dem Vorfall tagelang aus einem an einer Straßenecke geparkten Auto heraus überwacht. Das syrische Innenministerium äußerte sich auf AFP-Nachfrage zunächst nicht zu den Ereignissen.
Wenige Stunden vor dem Vorfall war in syrischen Onlinediensten ein Video eines weiteren Angriffs verbreitet worden, der sich vor einigen Tagen ereignete. Auch dieser Angriff richtete sich gegen einen Nachtclub in demselben Viertel. Die von AFP verifizierte Aufnahme einer Überwachungskamera zeigte, wie sich bewaffnete Männer Zugang zu einem Club verschafften und auf flüchtende Menschen einschlugen.
Noch am Sonntag reagierten die syrischen Behörden auf das kursierende Video: "Nach ersten Ermittlungen und der Überprüfung der Aufnahmen wurden die an dem Überfall beteiligten Personen identifiziert, festgenommen und der Justiz übergeben", teilte das syrische Innenministerium am Sonntag mit.
Nach dem Sturz des langjährigen Machthabers Baschar al-Assad durch die islamistische HTS-Miliz Anfang Dezember gibt sich die syrische Übergangsregierung unter Präsident Ahmed al-Scharaa betont gemäßigt. Einige Syrerinnen und Syrer äußerten jedoch die Befürchtung, die neue islamistische Regierung werde versuchen, gesellschaftliche Freiheiten einzuschränken. Im März war es in vorwiegend von Angehörigen der religiösen Minderheit der Alawiten bewohnten Regionen zu Massakern gekommen, bei denen Aktivisten zufolge mehr als 1700 Zivilisten getötet wurden.