Finanzprobleme Assange befürchtet schwarze Zukunft für Wikileaks

Fast eine halbe Million Euro pro Woche soll das Internetportal Wikileaks verlieren. Vor allem die Sperrung der Konten belastet die Finanzen der Enthüllungsplattform.

Angesichts der finanziellen Probleme des Enthüllungsportals Wikileaks sieht dessen Gründer Julian Assange Schwierigkeiten für die Zukunft der Internetseite. "Wir können nicht überleben, wenn es in dem Tempo weitergeht", sagte Assange am Dienstag dem französischen Radiosender Europe 1. Er gehe davon aus, dass das Portal wöchentlich 500.000 Euro verliert. Weil alle Konten des Portals gesperrt wurden, gebe es Probleme bei der Überweisung von Spendengeldern. Der Australier hatte Schweizer Medien am Montag gesagt, das Portal habe seit Beginn der Veröffentlichung von diplomatischen Geheimdepeschen mehr als 480.000 Euro pro Woche verloren.

Wikileaks finanziert sich hauptsächlich über Spenden. Die Ende November 2010 begonnene und noch nicht abgeschlossene Veröffentlichung von vertraulichen Mitteilungen aus US-Botschaften in aller Welt ist das bislang größte Projekt der Enthüllungsplattform. Die USA haben scharf gegen die Veröffentlichungen protestiert, die interne Einschätzungen von Diplomaten weltweit bekannt gemacht haben. Mehrere US-Firmen haben ihre Geschäftsbeziehungen zu Wikileaks abgebrochen, was einen Proteststurm von Anhängern im Internet ausgelöst hat.

Darüber hinaus erklärte der 39-jährige Internetaktivist, seine derzeitige Situation sei "dramatischer und schwieriger" als alles, was er bislang erlebt habe. Dennoch plane er weitere Veröffentlichungen, "ganz gleich, was kommt", sagte er am Dienstag dem Radiosender France Info. Die Zahl der Veröffentlichungen werde zudem noch steigen, kündigte Assange an.

Assange lebt derzeit unter Hausarrest bei einem Gönner in Großbritannien. Die schwedische Justiz fordert wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung und sexuellen Missbrauchs die Auslieferung des Australiers. Ein Londoner Gericht sollte am Dienstag einen Termin für das Verfahren zu einer möglichen Auslieferung an Schweden festlegen. Assange befürchtet, dass er wegen der Veröffentlichung brisanter US-Depeschen letztlich an die USA überstellt werden könnte.

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AFP/DPA