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Wikileaks-Film "Die Fünfte Gewalt" Assange lehnt Treffen mit Cumberbatch ab

Julian Assange hat den neuen Film über Wikileaks noch nicht gesehen. Unzufrieden ist er aber jetzt schon. Hauptdarsteller Benedict Cumberbatch solle sich von dem Projekt distanzieren, fordert er.
Von Oliver Noffke

Am Freitag den 11. Oktober kommt in Großbritannien der Spielfilm "Inside Wikileaks – Die Fünfte Gewalt" in die Kinos. Ohne den Film selbst gesehen zu haben, schrillen bei Julian Assange bereits alle Alarmglocken. In einem offenen Brief lehnt er das Angebot für ein Treffen mit Schauspieler Benedict Cumberbatch ("Star Trek Into Darkness") ab, der ihn verkörpert.

Assange bezeichnet sich als "politischen Flüchtling" vor einem korrupten und gefährlichen Staat. Cumberbatch solle besser die Konsequenzen seiner Beteiligung bedenken und sich offen von dem Film distanzieren.

Er freue sich zwar, dass Cumberbatch versucht habe, ihn zu kontaktieren, was bisher niemand vom Produktionsstudio Dreamworks getan habe, aber ein Treffen würde nicht der Wahrheitsfindung dienen und seiner Reputation schaden. Assange zeigt sich angetan von der Schauspielkunst Cumberbatchs, findet aber harte Worte zu dessen Beteiligung an dem Projekt: "Sie werden benutzt als Miet-Pistole, um Wahrheit vorzugaukeln, nur um diese dann zu erschießen."

Den ganzen Brief im englischen Original können Sie hier lesen.

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Das doppelzüngige Buch

Seitdem hunderttausende vertrauliche Dokumente der US-Regierung im Internet für jeden zugänglich sind, gilt Julian Assange als umstritten. Er war maßgeblich für die Verbreitung der Dokumente durch Wikileaks verantwortlich. Theaterstücke, Dokumentationen und fast ein Dutzend Bücher wurden über den Australier seitdem veröffentlicht. Das wenigste davon stellt ihn in einem schmeichelhaften Licht dar.

Assange spekuliert nun, "Die Fünfte Gewalt" werde ein gut gemachter Hollywoodfilm, der jedoch lediglich ein verzerrtes Bild von ihm zeichnen könne. Der Film "basiert auf einem doppelzüngingen Buch, geschrieben von jemandem, der persönliche Rachegelüste gegen mich und meine Organisation hegt." Er meint damit seinen ehemaligen Mitstreiter Daniel Domscheit-Berg, dessen Erinnerungen aus dem Buch "Inside Wikileaks – meine Zeit bei der gefährlichsten Website der Welt" die Grundlage des Films bilden.

Etwas ungelenk setzt er im zweiten Absatz des Briefs Dreamworks mit der US-Regierung in Verbindung. "Das Werk wird sich als Fiktion rechtfertigen, aber es ist keine Erfindung. Es ist verdrehte Wahrheit über lebendige Menschen und ihren Kampf gegen übermächtige Gegner." Die Produktionsfirma Dreamworks werde keine Probleme mit ihrem Recht auf freie Meinungsäußerung bekommen – er habe dies hingegen schon.

Warten auf Asyl

Seit Juni 2012 befindet sich Assange in der ecuadorianischen Botschaft in London, um nicht nach Schweden abgeschoben zu werden. Dort droht ihm eine Anklage in einem äußerst undurchsichtigen Fall, in dem es um Vorwürfe sexueller Gewalt gegen ihn geht. Assange beteuert zwar seine Unschuld in dem Fall, befürchtet allerdings, dass er an die USA ausgeliefert wird, sollte er sich dem Verfahren stellen. Wegen der Wikileaks-Veröffentlichungen droht ihm dort die Todesstrafe.

Schon im September sagte Cumberbatch dem britischen "Guardian", dass Assange sich vor Drehbeginn nicht mit ihm habe treffen wollen. Stattdessen habe er versucht, ihm die Teilnahme mit einer ausführlichen E-Mail auszureden. Cumberbatch verteidigte laut "Guardian" den Film in dem Daniel Brühl als Domscheit-Berg zu sehen ist. In Deutschland ist "Die Fünfte Gewalt" ab 31. Oktober zu sehen.

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