Industrieproduktion steigt im Mai wieder

VW-Fabrik in Dresden
VW-Fabrik in Dresden
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Nach einem Minus im April ist die Industrieproduktion in Deutschland im Mai wieder angestiegen. Die Produktion im Produzierenden Gewerbe kletterte im Vergleich zum April um 1,2 Prozent, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Montag in Berufung auf vorläufige Ergebnisse mitteilte. Besonders machten sich demnach Zuwächse in der Automobilindustrie, der Energieerzeugung und der Pharmaindustrie bemerkbar. Im weniger schwankungsanfälligen Dreimonatsvergleich wuchs die Produktion von März bis Mai um 1,4 Prozent.

Besonders positiv entwickelte sich den Statistikern zufolge die Produktion in der Energieerzeugung mit einem Plus von 10,8 Prozent. In der Pharmaindustrie wuchs die Produktion um 10,0 Prozent, die Autoindustrie trug mit einem Wachstum von 4,9 Prozent zum positiven Ergebnis bei.

Hingegen schrumpfte die Produktion im Baugewerbe um 3,9 Prozent. Schlechter fielen die Werte auch für energieintensive Industriezweige aus. Hier sank die Produktion verglichen mit April um 1,8 Prozent. 

Im Vergleich zum Vorjahresmonat Mai 2024 stieg die Industrieproduktion laut der Statistikbehörde kalenderbereinigt insgesamt um 1,4 Prozent. In den energieintensiven Produktionszweigen betrug das Minus sogar 4,8 Prozent. Als energieintensiv gelten Chemie und Metallerzeugung, Mineralölverarbeitung, Glas und Keramik sowie Papier.

Das Statistikamt revidierte am Montag auch die vorläufigen Ergebnisse für April. Demnach sank die Industrieproduktion im Vergleich zum März um 1,6 Prozent - zuvor hatte das Amt ein Minus von 1,4 Prozent gemeldet.

"Die Industrieproduktion scheint ihre seit Jahresbeginn zu beobachtende Aufwärtsbewegung fortzusetzen, nachdem sie infolge der US-Zollankündigungen im April einen vorübergehenden Dämpfer erlitten hatte", erklärte das Bundeswirtschaftsministerium zu den neuen Zahlen. Es verwies aber auf die auslaufende Frist für eine Zoll-Einigung mit den USA in dieser Woche und erklärte, angesichts dessen sei die weitere Entwicklung "von hoher Unsicherheit geprägt".

"Die Entwicklung der deutschen Produktion im Mai deutet auf eine zunehmende Erholung der deutschen Industrie hin", erklärte der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung, Sebastian Dullien. Auch er verwies allerdings auf Sondereffekte aufgrund der drohenden US-Zölle. So hätten Betriebe teilweise Lieferungen in die USA vorgezogen. Unabhängig davon erwartet Dullien aber ein Anziehen der inländischen Nachfrage im Jahresverlauf.

Skeptischer äußerte sich der Konjunkturexperte des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Jupp Zenzen. "Die Industrieproduktion kommt kaum vom Fleck", erklärte er, mit einer schnellen Erholung sei nicht zu rechnen. "Eine schlechte Auftragslage gepaart mit hohen Kosten verhindert einen Aufschwung", gab Zenzen zu bedenken. "Die wirtschaftspolitische Ungewissheit sowohl im Inland als auch mit Blick auf den Außenhandel bleibt hoch", fügte er hinzu.

US-Präsident Donald Trump hatte Anfang April hohe Zollaufschläge gegen zahlreiche Staaten verhängt und diese kurz darauf für die meisten Länder für eine 90-tägige Verhandlungsphase auf zehn Prozent reduziert. Für die EU läuft die Frist am Mittwoch aus, für zahlreiche weitere Länder bereits am Dienstag. Brüssel und Washington haben bislang keine Einigung im Zollstreit erzielt.

AFP

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