Mehr als ein Jahrzehnt leben die Menschen heute länger als noch vor rund 40 Jahren, doch diese gewonnenen Jahre gehen oft mit schweren Krankheiten wie Krebs oder Herzproblemen am Lebensende einher. Das ist das Ergebnis einer großangelegten, weltweiten Gesundheitsstudie, die vom Wissenschaftsmagazin "The Lancet" veröffentlicht wurde. Die Autoren der insgesamt sieben ausgewerteten Untersuchungen riefen zu einer veränderten Gesundheitspolitik auf, bei der es nicht mehr nur darum gehen dürfe, Menschen länger am Leben zu halten, sondern auch gesund zu halten.
Im Jahr 2010 war demnach die durchschnittliche Lebenserwartung eines Mannes 11,1 Jahre höher als noch 1970. Für Frauen stieg die Lebenserwartung sogar um 12,1 Jahre. Gleichzeitig forderten aber schwere Krankheiten mehr Opfer als früher. "In den vergangenen 20 Jahren haben wir eine rund fünf Jahre höhere Lebenserwartung gezählt, aber nur rund vier Jahre als gesunde Lebenserwartung", berichtete Josh Salomon von der Harvard School of Public Health in den USA, der als Forscher an der Studie teilnahm.
Mit der Ausnahme vom südlichen Afrika zeigt die Studie eine klare Entwicklung weg von traditionellen Gesundheitsbelastungen durch Unterernährung, ansteckenden Krankheiten oder Geburtskomplikationen hin zu Krankheiten wie Krebs, Diabetes oder Herzproblemen. Der Studie zufolge waren letztere für fast zwei von drei Todesfällen im Jahr 2010 verantwortlich.
Die großangelegte Untersuchung ist das Werk von fast 500 Autoren aus 50 Ländern, die Daten aus wissenschaftlichen Studien, Autopsieberichten, Krankenhausberichten und Bevölkerungsstatistiken auswerteten. So wurden 291 Krankheiten und Verletzungsarten in 187 Ländern erfasst.