Papst Leo XIV. beklagt in erster Messe "Streben nach Macht und Vergnügen"

Papst Leo XIV. bei seiner Predigt am Freitag
Papst Leo XIV. bei seiner Predigt am Freitag
© AFP
Einen Tag nach seiner Wahl hat der neue Papst Leo XIV. das Streben nach "Macht und Vergnügen" und einen "Mangel an Glauben" in der heutigen Zeit beklagt. Von vielen Menschen werde der christliche Glaube heute als "etwas Absurdes angesehen, als etwas für schwache und wenig intelligente Menschen", sagte der Papst am Freitag in seiner ersten Predigt vor den in der Sixtinischen Kapelle im Vatikan versammelten Kardinälen. 

Viele Menschen strebten stattdessen nach "Technologie, Geld, Erfolg, Macht und Vergnügen". Der Mangel an Glauben habe "dramatische Begleiterscheinungen", mahnte Leo XIV. So gerieten der "Sinn des Lebens" und die Barmherzigkeit in Vergessenheit, und die Würde des Menschen werde "in den dramatischsten Formen verletzt". Aufgabe der katholischen Kirche sei es, sich dieser Entwicklung entgegenzustellen.

In seiner ersten Ansprache nach seiner Wahl hatte Leo XIV. am Donnerstagabend vom Balkon des Petersdoms aus vor zehntausenden jubelnden Gläubigen zum Frieden und zum Dialog aufgerufen. Am Sonntag wird der neue Papst vom Fenster des Apostolischen Palastes aus das traditionelle Sonntagsgebet halten. Am Montag empfängt er im Vatikan zum ersten Mal Journalisten aus aller Welt. 

Am Sonntag kommender Woche schließlich wird auf dem Petersplatz die feierliche Inthronisierung des neuen katholischen Kirchenoberhaupts zelebriert. Dabei werden dem Papst die Insignien der päpstlichen Macht übergeben. Dies sind der Fischerring und das Pallium, ein stola-artiges weißes Band mit sechs darauf gestickten schwarzen Kreuzen.

Noch nicht bekannt war am Freitag, wo Leo XIV. als Papst wohnen wird. Sein Vorgänger Franziskus hatte 2013 mit seiner Entscheidung Aufsehen erregt, nicht in den prunkvollen Apostolischen Palast, sondern in eine bescheidene Wohnung im Gästehaus Santa Marta im Vatikan zu ziehen, wo er bis zu seinem Tod lebte.

Mit Spannung erwartet wird auch die Entscheidung, wohin Leo XIV. seine erste Reise unternehmen wird. Beobachter erwarten sich von der Wahl seines Reiseziels Hinweise darauf, auf welches Thema der neue Papst einen Schwerpunkt seines Pontifikats legen will.

Sein Vorgänger Franziskus war als erstes auf die italienische Mittelmeerinsel Lampedusa gereist, wo viele Flüchtlinge aus Afrika auf ihrem Weg nach Europa ankommen. Der Einsatz für Migranten war denn auch eines der wichtigsten Themen von Franziskus' Pontifikat.

Der US-Kardinal Robert Prevost war am Donnerstag bereits am zweiten Tag des Konklaves zum Papst gewählt worden. Leo XIV. ist der 267. Papst der Kirchengeschichte und geistliches Oberhaupt von 1,4 Milliarden Katholiken in aller Welt. Sein Vorgänger Papst Franziskus war am Ostermontag im Alter von 88 Jahren gestorben.

AFP