Prozess Mutter flößte Tochter Kalkreiniger ein

Vier Jahre lang hat eine Mutter aus Teterow ihre kleine Tochter grausam gequält - und die Frau ist, wie das Rostocker Landgericht am Montag feststellte, voll schuldfähig.

Mandy N., die ihrer Tochter über Jahre ätzenden Kalkreiniger eingeflößt hat, ist nach Ansicht des psychiatrischen Gutachters voll schuldfähig. Dafür spreche der lange Zeitraum über den die Frau aus Teterow (Mecklenburg-Vorpommern) die heute fünfjährige Lea-Marie quälte, sagte der Experte am Montag vor dem Rostocker Landgericht. Zudem habe die Angeklagte versucht, die grausame Tat zu vertuschen. Die 27-Jährige hatte zu Prozessbeginn zugegeben, das Kind vier Jahre lang gezwungen zu haben, Kalkreiniger und Essig in steigenden Dosen zu trinken. Das Mädchen ist dadurch dauerhaft schwer geschädigt.

Mit kochendem Wasser übergossen

Mandy N. hatte im Prozess ausgesagt, sie habe sich mit dem Kind häufig überfordert gefühlt. Das sei nach Angaben des Gutachters jedoch nicht nachvollziehbar, da Lea-Marie, die heute bei einer Pflegemutter lebt, in der neuen Umgebung völlig unauffällig sei. Die Mutter hatte auch zugegeben, ihre Tochter mit kochendem Wasser übergossen zu haben, um die Unfallversicherung zu betrügen. Auch der Vater soll das Kind laut Anklage brutal misshandelt haben, er streitet die Vorwürfe jedoch ab. An diesem Freitag wird das Urteil erwartet.

Der rechtsmedizinische Gutachter sagte, dass Lea-Marie in einem akut lebensbedrohlichen Zustand gewesen sei, als sie im Juni 2006 ins Greifswalder Krankenhaus eingeliefert wurde. Der behandelnde Arzt sagte, dass vor allem die Speiseröhre stark verätzt gewesen sei. Die Mutter hatte eingewilligt, ihrer Tochter 30 000 Euro Schmerzensgeld zu zahlen. Sie wolle so einen Zivilprozess vermeiden, der Lea-Marie zusätzlich belasten könnte. Unklar ist allerdings, ob die Arbeitslose das Geld aufbringen kann.

DPA
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