Sexualmord "Es sollte zärtlich beginnen ..."

Mit unfassbarer Rohheit hat Martin P. einen neunjährigen Jungen vergewaltigt und getötet. Vor dem Münchner Schwurgericht legte er ein umfassendes Geständnis ab.

Gequält, missbraucht, getötet - so endete das Leben des Münchner Jungen Peter, 9. Der Mann, der ihn umgebracht hat, legte zum Prozessauftakt am Mittwoch vor dem Münchner Schwurgericht ein schockierendes Geständnis ab. "Ich trage die alleinige Verantwortung, dass Peter tot ist", sagte Martin P.. Der 29-jährige hatte bereits eine langjährige Haftstrafe abgesessen, weil er ein Kind ermordet hatte. Wenige Monate nach seiner Entlassung näherte er sich Peter.

Es falle ihm schwer, über die Tat zu sprechen, sagte der bullige Mann im blauen Gefängniskittel, berichtete dann aber flüssig und scheinbar gleichgültig über die Geschehnisse vom 17. Februar dieses Jahres. Danach lauerte er Peter auf dem Heimweg von der Schule auf und lockte ihn in seine Wohnung. Der Neunjährige ging mit, weil Martin P. ein Freund der Familie war, seit er mit Peters Vater im Gefängnis eine Zelle geteilt hatte. In der Wohnung forderte er den Neunjährigen auf, seine nasse Kleidung auszuziehen, und begann, ihn zu streicheln. "Es sollte mit Zärtlichkeiten beginnen und mit Gewalt enden", sagte P. Er hatte sich schon Wochen vorher ausgemalt, wie er die Tat begehen würde.

"Er war mir ausgeliefert"

Trotz Peters Bitten, von ihm abzulassen, habe er sich immer wieder an ihm vergangen. "Ich habe ihm gesagt, er soll das über sich ergehen lassen, es wird länger dauern", erklärte P.. Das verschaffte ihm ein Gefühl von Macht: "Peter war mir ausgeliefert."

Als der verängstigte Bub schließlich laut geweint und geschrien habe, habe er ihn etwa eine Minute lang gewürgt. "Es gelang mir nicht, ihn zu töten", sagte der Angeklagte, der während seines Geständnisses keine Gefühlsregung zeigte. Er habe Peter erklärt, er müsse sich für den Nachhauseweg eine Plastiktüte über den Kopf ziehen, damit er den Tatort nicht wiedererkennen könne. Danach habe er ihm eine Schnur um den Hals gewickelt.

"Erregender Tod"

Als der Angeklagte den rund fünfminütigen Todeskampf Peters schildert, wurde es sehr still im voll besetzten Gerichtssaal. Der Neunjährige habe gesagt, er kriege keine Luft, und sich die Tüte abnehmen wollen. "Ich habe seine Arme festgehalten, bis er tot war", berichtet der Angeklagte emotionslos. Das Entsetzen wird noch größer, als er hinzufügt: "Die Tötung hat mich erregt. Erwürgen oder Erdrosseln ist ein ziemlich grausamer Tod." Auch dass Peter sich gewehrt habe, habe ihm einen zusätzlichen Kick verschafft.

Den toten Jungen legte er in den Schrank und eilte zu den Eltern, die nach ihrem Kind suchten. Nach einigen Stunden, in denen P. seine Hilfsbereitschaft vortäuschte, fuhr er wieder in die Wohnung zurück und verging sich an der Leiche. Den toten Körper verpackte er in Müllsäcke und warf ihn vor dem Haus in einen Container. Dann legte er sich schlafen.

Auch andere Kinder im Visier

Die Handschellen, mit denen er Peters Leiche zusammengeschnürt habe, habe er schon Wochen vorher besorgt, um andere Kinder zu fesseln und zu missbrauchen, sagte der Angeklagte. Weil er schwer an Opfer herangekommen sei, habe er sich für Peter entschieden. Den Bub habe er eigentlich "sehr gern gehabt". Während der Tat habe er aber keine Emotionen für ihn gespürt. "Ich wollte Peter vergewaltigen und anschließend töten."

Über seine Jungend sagte P., er habe schon mit 14 Jahren, als Ministrant in Regensburg, Kontakt zu jüngeren Buben gesucht. Mit dem Wunsch nach Zärtlichkeit hätten sich auch die Gewaltfantasien entwickelt. 1994 beging er seinen ersten Mord: Nach einem Vergewaltigungsversuch tötete P. einen elfjährigen Ministranten mit 70 Messerstichen. In der Haft gestand er eine weitere Attacke auf einen Achtjährigen.

"Ich habe ihn unterschätzt"

Die neunjährige Haftstrafe, die er deswegen (nach Jugendstrafrecht) bekam, saß Martin P. bis zum letzten Tag ab. Eine Therapie, die er anschließend machen sollte, verweigerte er. Allerdings waren sowohl seinen Eltern als auch dem Jugendamt seine Taten bekannt.

Martin P. wurde während seiner kurzen Phase außerhalb der Gefängnismauern von einer Bewährungshelferin unterstützt. "Er wirkte harmlos auf mich", sagte die Frau unter Tränen im Zeugenstand. "Ich habe die Gefahr unterschätzt."

AP
Irene Preisinger/AP/lk

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