Nach der spektakulären Kommandoaktion der niederländische Marine vor einem Monat könnte es laut "Spiegel" erstmals zu einem Prozess gegen somalische Piraten in Deutschland kommen. Das Nachrichtenmagazin berichtete am Samstag vorab, das Hamburger Amtsgericht habe Haftbefehle gegen die zehn Piraten erlassen, die bei der Befreiung des deutschen Handelsschiffs "Taipan" festgenommen worden waren.
Anders als in früheren Fällen sperre sich die Bundesregierung offenbar nicht gegen einen Prozess auf deutschem Boden, schrieb "Der Spiegel". Etwaige Bedenken seien "nicht erkennbar", heiße es in einem internen Vermerk. Die Niederlande hatten Berlin den Angaben zufolge aufgefordert, die in Gewahrsam genommenen Männer zu übernehmen.
Im vergangenen Jahr hatte sich vor allem das Bundesinnenministerium gegen einen Prozess in Deutschland gewandt, offenbar um möglichen Asylanträgen der Beschuldigten vorzubeugen. Damals ging es um Piraten, die das deutsche Marineversorgungsschiff "Spessart" im Golf von Aden angegriffen hatten. Auch in dem Fall waren in Deutschland Haftbefehle ergangen.
Diesmal seien die Voraussetzungen für ein deutsches Verfahren geradezu zwingend, schrieb der "Spiegel": "Reeder, Flagge und zwei Mitglieder der 15-köpfigen 'Taipan'-Besatzung sind deutsch, die Beweislage scheint eindeutig: Die Piraten wurden auf dem bereits gekaperten Schiff überwältigt."