In den vergangenen Jahren war die Notenbank fast ausschließlich mit zu schwachem Wachstum und zu niedrigen Inflationsraten in den 19 Ländern der Euro-Zone konfrontiert.
Video EZB überarbeitet Strategie und weicht Inflationsziel auf

Die Europäische Zentralbank hat ihre geldpolitische Strategie runderneuert und will sich künftig auch stärker im Kampf gegen den Klimawandel engagieren. Kern der bislang umfassendsten Überarbeitung der geldpolitischen Vorgehensweise ist ein neues Inflationsziel, das den Währungshütern auch etwas mehr Flexibilität erlaubt. Dazu Notenbank-Präsidentin Christine Lagarde am Donnerstag in Frankfurt: "Die neue Formulierung beseitigt jede mögliche Zweideutigkeit und vermittelt entschlossen, dass 2% nicht die Obergrenze ist." Bisher hatte das Inflationsziel auf unter, aber nahe zwei Prozent gelautet. Diese Formulierung war aber in Misskredit geraten, weil sie aus Sicht vieler Experten nahelegt, die EZB wolle eine zu hohe Inflation stärker bekämpfen als eine zu niedrige. Robert Halver Leiter der Kapitalmarktanalyse der Baader Bank am Donnerstag an der Börse in Frankfurt: "Die EZB hat ihren Stabilitäts-Kurs jetzt endgültig offiziell verlassen. Mit einem symmetrischen Inflationsziel von 2 Prozent heißt das, man lässt auch höhere Inflationsraten zu, ohne restriktiv zu werden. Das heißt, es gibt lange keine vernünftigen Zinsen mehr, wenn überhaupt was. Das heißt, der Zins-Sparer zahlt die Zeche der europäischen Geldpolitik, der Rettungspolitik. Und von daher ist das für die Sparer heute ein sehr dunkler Tag. Die Konjunktur in Europa atmet aber sicherlich auf." In den vergangenen Jahren war die Notenbank fast ausschließlich mit zu schwachem Wachstum und zu niedrigen Inflationsraten in den 19 Ländern der Euro-Zone konfrontiert. Erst das Abschwächen der Pandemie und der kräftige Anstieg der Preise etwa für Rohstoffe wie Öl hat die Inflationsrate im Euro-Raum im Juni auf 1,9 Prozent in die Höhe getrieben. Ihre bisherige Zielmarke verfehlte die EZB bereits seit Frühjahr 2013.