Bei dem bundesweit einzigartigen Konzept wird die Förderung von Erdwärme mit Hochleistungs-Wärmepumpen kombiniert. Laut Bundeskanzler Scholz soll die Geothermie künftig eine bedeutendere Rolle spielen.
Video Scholz eröffnet Geothermie-Anlage in Schwerin

STORY: Wenn Projektleiter Benjamin Kielgas seine "Brunnenstube" besucht, hat das das nichts mit einer traditionsreichen Ausflugsschänke zu tun. In diesem Werk im norddeutschen Schwerin steht der Begriff für eine zukunftsweisende Technologie: Geothermie. Benjamin Kielgas, Projektleiter Geothermie, Stadtwerke Schwerin ""Also hier ist eigentlich mit das Herzstück der Anlage. Hier befindet sich in 250 Metern Tiefe unsere Tiefenpumpe, die unsere Thermal-Sole fördert und damit unsere Anlage überhaupt betriebsfähig macht." Die Idee, Wärme aus den Tiefen der Erde zu fördern, ist an sich nicht neu. In Island etwa wird schon lange Energie aus Vulkanen und heißen Quellen genutzt. Die Thermal-Sole unter Schwerin hat aber nur 56 Grad Celsius - zu wenig, um Haushalte per Fernwärme zu versorgen. Der Trick in Schwein ist die Kombination von Geothermie mit Hochleistungswärmepumpen, die das Wasser auf 82 Grad bringen. Julia Panke, Sprecherin der Stadtwerke Schwerin "Und die machen uns die Nutzung dieses Bodenschatzes so überhaupt erst möglich, denn sie sorgen dafür, dass wir die Wärme noch mal umweltfreundlich nach oben hin aufgetoppt kriegen, dass wir sie nutzbar machen. Und somit ist das quasi auch eine Blaupause für andere Stadtwerke in der Region, für andere Kommunen, die auf dem Weg sind, auf der Suche nach einer klimaneutralen Wärmeversorgung." Das bundesweit bislang einzigartige Konzept wurde am Freitag von Bundeskanzler Olaf Scholz und Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig eröffnet. Von der Bereitschaft, mit der Kombination verschiedener erneuerbarer Energien neue Wege zur Versorgungssicherheit zu gehen, zeigte sich der SPD-Politiker beeindruckt. "Ja, es lohnt sich, jeden Stein umzudrehen und die Blätter festzuhalten. Beziehungsweise, sich durch ganz viele Erd- und Gesteinsschichten zu bohren. So wie hier in Schwerin. Und zwar auch dann, wenn die Bedingungen für Geothermie nicht so offensichtlich sind." - SCHNITT - "Das übrigens gilt für viel mehr Räume unseres Landes, als die allermeisten denken. Und die Geothermie wird eine viel bedeutendere Rolle spielen, als das in der öffentlichen Debatte bisher der Fall ist." Als Energiequelle ist Erdwärme unabhängig von Wind und Sonne und kann damit laut Scholz dazu beitragen, die Grundlast zu sichern. In Schwerin wird die Geothermie für das Fernwärmenetz verwendet und trägt 15 Prozent zur Wärmeleistung der Stadtwerke bei. 2000 Haushalte werden so mit Heizung und Warmwasser versorgt. Der Strom für die Wärmepumpen kommt aus einem Blockheizkraftwerk, das in nächster Zukunft vollständig mit Biogas betrieben werden soll. Die Klimaneutralität des Fernwärmenetzes von Schwerin wird damit weiter erhöht.