Obwohl der Energieverbrauch 2022 insgesamt vor allem wegen der hohen Preise um fast fünf Prozent zurückgegangen sei, macht der Kohle- und Öl-Einsatz die Treibhausgas-Einsparung wieder zunichte.
Video Studie: Kohle durchkreuzt Deutschlands Klimaziele

STORY: Der verstärkte Einsatz von Kohlekraftwerken als Gas-Ersatz hat die deutschen Klimaziele einer Studie zufolge im vergangenen Jahr 2022 durchkreuzt. Obwohl der Energieverbrauch insgesamt vor allem wegen der hohen Preise um fast fünf Prozent zurückgegangen sei, machte der Kohle- und Öl-Einsatz die Treibhausgas-Einsparung wieder zunichte, hieß es in einer am Mittwoch veröffentlichten Auswertung des Thinktanks Agora Energiewende. Simon Müller, Chef Thinktank "Agora Energiewende": "Auch wir waren überrascht, eine doppelte Überraschung. Einerseits historisch niedriger Energieverbrauch, andererseits stagnierende Emissionen. Wie kann das sein? Der Grund dafür ist, wir haben mehr Kohle im Energiesystem, gar nicht so viel, aber Kohle ist eben so stark klimaschädlich, dass das zu diesem negativen Gesamteffekt führt." Agora-Chef Simon Müller verwies zudem darauf, dass die Ampel-Koalition ihr angekündigtes Klimaschutz-Sofortprogramm bislang schuldig geblieben sei. 2023 müsse die Regierung die Trendwende schaffen. Nach Meinung der Bundesregierung sieht man sich hingegen auf dem richtigen Weg, wie Wolfgang Büchner am Mittwoch in Berlin betonte: Wolfang Büchner, Vize-Regierungssprecher: "Wir haben ja bereits umfassende, ambitionierte Gesetzespakete verabschiedet. Das Klimaschutz-Sofortprogramm soll sicherstellen, dass Deutschland auf dem richtigen Pfad ist, um seine Klimaschutzziele für 2030 zu erreichen. Und dabei geht es um sehr viele verschiedene Maßnahmen." Agora rechnet jedoch vor, dass beim Klimaschutz in Deutschland durchaus noch deutlich Luft nach oben herrscht. Zum Beispiel im Verkehrs- und Gebäudesektor. Auch dort konnten die Vorgaben im vergangenen Jahr wieder nicht erfüllt werden. Deutschland produzierte laut vorläufiger Zahlen mit 761 Millionen Tonnen Treibhausgas fast genau soviel wie 2021. Die selbstgesetzte Obergrenze für 2022 wurde damit um rund fünf Millionen Tonnen verfehlt.