Ein Paar aus Niedersachsen macht mit seinem Berner Sennenhund Urlaub auf Sylt. Sie spazieren am Sonntag am Hundestrand "Henning-Rinken-Wai" in Rantum, als der Hund plötzlich sein Herrchen angreift: Offenbar aus dem Nichts wird das Tier aggressiv und beißt dem Mann die Daumenkuppe ab – zunächst hatte es geheißen, der gesamte Daumen sei abgebissen worden. Die Halterin verständigt den Notarzt und die Polizei.
Doch auch die Beamten bekommen das Tier nicht unter Kontrolle. Weil der Hund wohl einen der Polizisten angreift, greift der zur Waffe und erschießt den Hund – auf Wunsch oder zumindest mit Einverständnis der Halterin. So berichten es zunächst Medien und berufen sich auf Angaben der Polizei.
Doch nun widerspricht die Halterin diesen Polizeiaussagen. "SHZ" und SyltTV berichten, sie hätte niemals zugestimmt, auf das Tier zu schießen. Der Hund sei ihr "Ein und Alles" gewesen, sagt sie.
Sylt-Urlauberin beschreibt die Situation anders
Den dramatischen Vorfall schildert die Halterin stattdessen so: Das Paar habe zunächst harmlos mit dem Hund am Strand gespielt. Der Halter hatte einen Spielzeug-Leuchtturm in der Hand gehabt, der Hund habe im Spiel danach geschnappt. Dabei wurde das Spiel wilder, und offenbar aus Frust biss der Hund zu.
Nach dem Biss sei sie mit ihrem Hund in Richtung Wasser weggelaufen, damit ihr Mann ärztlich versorgt werden konnte. Daraufhin soll einer der Polizeibeamten ihr zugerufen haben: "Gehen Sie weg von dem Hund, weg von dem Hund!"
Dieser laute Aufruf hätte den Hund dazu gebracht, auf den Polizisten zuzulaufen – um sein Frauchen zu schützen, wie sie behauptet. Der Beamte habe laut Aussage der Halterin die Waffe schon in der Hand gehabt und geschossen.
Der Polizei macht die Urlauberin jetzt Vorwürfe: "Ich kann nicht verstehen, warum der Polizist gerufen hat. Dadurch ist die Situation eskaliert."
Polizei kommentiert: "Zustimmung der Hundehalterin war nicht entscheidend"
Auf Anfrage erklärt die zuständige Polizeidirektion Flensburg dem stern, der Berner Sennenhund sei "in aggressiver und bedrohlicher Weise auf die Beamten losgestürmt". Andere "geeignete Mittel zur Beseitigung der Gefahr" hätten die Beamten nicht gehabt. Der Hund musste "mit drei Schüssen erlegt werden, um weitere Gefahren für die Beamten, den schwerverletzten Hundehalter sowie weitere, im Nahbereich befindliche Besucher zu verhindern".
Auf die Frage, ob das Erschießen des Hundes auf Wunsch der Halterin erfolgte, wie es in früherer Mitteilung hieß, antwortet die Polizeidirektion Flensburg: "Für die Lagebeurteilung zur Schussabgabe in der Einsatzsituation war die Zustimmung der Hundehalterin, die vor Ort den eingesetzten Beamten gegenüber kommuniziert wurde, nicht entscheidend."
Das Lokalmedium Sylt1 berichtet, die Frau sei dem Polizisten "auf keinen Fall böse", doch sie leide stark unter der Situation, die für niemanden leicht gewesen sei.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel wurde mehrfach aktualisiert und mit aktuellen Informationen ergänzt.