Nach einem etwa 50-minütigen Abbremsmanöver schwenkte "Venus Express" kurz nach 10.00 Uhr in den Venusorbit ein. Anfang Mai soll die Sonde eine 24-Stunden-Bahn um die Venus erreichen.
Beim kritischen Manöver wurde der größte Teil des Treibstoffs verbraucht
Hauptziel der 220 Millionen Euro teuren Mission ist die Erforschung der Atmosphäre. Im Kontrollzentrum der europäischen Weltraumbehörde Esa in Darmstadt brach Applaus aus, als das Manöver abgeschlossen war.
Interaktives Modell der Sonde
Venus - heiß und giftig
Die Venus ist mit einem Durchmesser von 12.100 Kilometern fast so groß wie die Erde. Anders als diese ist sie jedoch sehr lebensfeindlich. Die Oberflächentemperatur beträgt im Schnitt 470 Grad Celsius. Weil sie unter einer undurchsichtigen Wolkendecke liegt, bleibt die Venusoberfläche den Beobachtern auf der Erde verborgen.
Es gibt keine Luft zum Atmen, die Atmosphäre besteht zu 96 Prozent aus Kohlendioxid, zu 3,5 Prozent aus Stickstoff und unter anderem aus Wasser und Schwefeldioxid. Der Druck ist 90 Mal so hoch wie der auf der Erde. Einen Mond hat die Venus nicht. Sie ist jedoch hübsch anzuschauen: Nach Sonne und Mond ist der Planet als so genannter Morgen- oder Abendstern oft der hellste Himmelskörper am Firmament. Ein Venusjahr dauert 225 Erdentage.
"Es ist fantastisch, dass wir die Venus endlich erreicht haben", sagte Projektmanager Don McCoy. Die Sonde, die mit einer Geschwindigkeit von 29.000 Kilometern in der Stunde unterwegs war, musste abbremsen, damit sie am Zielplaneten nicht einfach vorbei fliegt. Außerdem wurde bei der Zündung des Haupttriebwerks, mit dem das Abbremsmanöver eingeleitet wurde, der größte Teil des mitgeführten Treibstoffs verbraucht. Damit verlor die Sonde so viel an Gewicht, dass die Schwerkraft der Venus sie in die Umlaufbahn ziehen konnte.
Erste Venus-Mission seit mehr als zehn Jahren
Die erste europäische Venus-Mission begann im November 2005 mit einem Bilderbuchstart: Die Sonde wurde damals mit einer Sojus-Rakete von der russischen Bodenstation Baikonur in Kasachstan ins All geschossen. Überwacht wird die Mission im Europäischen Satellitenkontrollzentrum ESOC in Darmstadt. "Venus Express" ist die erste Mission zur nächsten Nachbarin der Erde seit dem Abschluss der US-Mission Magellan 1994.
Während die früheren russischen und US-amerikanischen Missionen sich vor allem der Erkundung der Venusoberfläche widmeten, soll die Esa-Sonde die letzten Rätsel der Venusatmosphäre lösen. Dabei geht es vor allem um die wechselnde Zusammensetzung der Atmosphäre je nach Höhe, ihre Zirkulation um den Planeten sowie die Wechselwirkung der Atmosphäre mit dem Sonnenwind. Eine Landung auf der Venus ist nicht vorgesehen.
Leben auf der Venus wird nicht erwartet
Experten halten es für nahezu ausgeschlossen, dass auf dem Planeten Leben existiert. Es gibt kaum Wasser. Auch sonst herrschen extrem lebensfeindliche Bedingungen. Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt ist der Atmosphärendruck etwa 100 mal so hoch wie auf der Erde. Die Venusatmosphäre besteht überwiegend aus Kohlendioxid und Stickstoff.
"Dies ist ein ganz besonderer Moment, weil die Venus für uns etwas ganz Besonderes ist", sagte Esa-Generaldirektor Jean Jacques Dordain. "Die Venus ist unser Schwesterplanet, und wir müssen wissen, warum sie sich so anders als die Erde entwickelt hat."
Ziel der auf zwei Venustage beziehungsweise 486 Erdentage angelegten Mission ist die Erforschung der Atmosphäre auf dem zweiten Planeten im Sonnensystem. Erste wissenschaftliche Daten sollen bereits in den nächsten Tagen zur Erde gesendet werden. Die Expedition soll unter anderem aufdecken, warum die Venusoberfläche hauptsächlich aus Kohlendioxid und Wolken aus Schwefelsäuretropfen besteht. Obwohl der Nachbarplanet nach dem Mond und dem Mars der am dritthäufigsten besuchte Himmelskörper ist, gilt die Venus noch immer als äußerst geheimnisvoll.