Die US-Raumfahrtbehörde Nasa hat nach einer internen Untersuchung keine Beweise dafür gefunden, dass Astronauten angetrunken in den Weltraum gestartet sind. "Ich konnte keinen Fall bestätigen, in dem ein Besatzungsmitglied am Starttag beeinträchtigt war", erklärte Sicherheitschef Bryan O'Connor in einem nun veröffentlichten Bericht. Er habe 20 Jahre Flüge mit dem Space Shuttle und zehn Einsätze mit der russischen "Sojus"-Raumkapsel untersucht, bei denen US-Astronauten an Bord waren.
Damit widersprach O'Connor einer von der Nasa unabhängigen Kommission. Sie hatte Ende Juli erklärt, US-Astronauten hätten sich bei mindestens zwei Gelegenheiten stark alkoholisiert auf den Flug ins All begeben. Dem Bericht zufolge erlaubte die Nasa den Betroffenen den Start, obwohl Ärzte und Kollegen sie als Sicherheitsrisiko bezeichnet hätten.
Nasa führt Alkoholtests ein
Als Konsequenz aus diesem Bericht verhängte die Nasa ein absolutes Alkoholverbot zwölf Stunden vor dem Start. Nasa-Direktor Michael Griffin kündigte an, dass eine seit 1991 geltende gesetzliche Regelung umgesetzt werde, wonach Mitarbeiter der Raumfahrtbehörde auf Drogen und Alkohol getestet werden müssen.
Allerdings sei es ohnehin fast unmöglich, dass Astronauten angetrunken in einen Space-Shuttle gestiegen seien, sagte Griffin. Weil sie vom Aufstehen bis zum Start von anderen Menschen umgeben sind, sei die letzte Chance, unentdeckt Alkohol zu trinken, der Abend zuvor. Sicherheitschef Bryan O'Connor wies darauf hin, dass Astronauten 18 Stunden vor einem Shuttle-Start ins Bett gingen und dann elf bis zwölf Stunden vor dem Start aufstünden.
Alkoholvorwürfe als Spätfolge eines Eifersuchtsdramas
Der Bericht der Nasa-unabhängigen Kommission, der mindestens zwei US-Astronauten der feuchtfröhlichen Weltraumfahrt bezichtigte, hatte für großen Wirbel gesorgt. Die Autoren räumten allerdings ein, dass sie dem Wahrheitsgehalt der Beschuldigungen nicht nachgegangen seien. Außerdem nannten sie keine Namen, um welche Astronauten es sich gehandelt haben soll.
Die unabhängige Untersuchung über den psychischen und physischen Zustand der Raumfahrer war nach der Verhaftung der Astronautin Lisa Nowak in Auftrag gegeben worden. Nowak war wegen eines Eifersuchtsdramas entlassen worden. Nach Darstellung der Staatsanwaltschaft lauerte sie im Februar einer Rivalin um die Gunst eines Astronauten-Kollegen auf, um sie zu entführen.