Mensch Neue Vorwürfe gegen "Körperwelten"-Macher von Hagens

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Hamburg - Der Macher der umstrittenen Ausstellung "Körperwelten", Gunther von Hagens, gerät zunehmend unter Druck. Er soll jahrelang Leichenmaterial aus dubiosen Quellen in Kirgisien bezogen haben. Wie das Hamburger Magazin stern in seiner neuen, am Donnerstag erscheinenden Ausgabe berichtet, wurden rund 30 Tonnen Leichen, Organe und Leichenteile aus der kirgisischen Hauptstadt Bischkek an das Heidelberger "Institut für Plastination" geschickt. Dieses Institut leitet Gunther von Hagens’ Ehefrau. Nach einer internen Aufstellung, die dem stern vorliegt, sollen zu den Lieferungen 488 "Ganzkörper", zehn Föten und auch ein Kamel gehört haben.

Von Hagens’ ehemaliger Koordinator an der Medizinischen Akademie in Bischkek, Professor Walerij Gabitov, hat eingeräumt, dass Leichen aus Gefangenen-Lagern abgeholt wurden. Teilweise sei dafür auch Geld gezahlt worden. Der Leiter eines psychiatrischen Krankenhauses in der Nähe von Bischkek bestätigte dem stern, seine Klinik habe 157 Verstorbene der Akademie überlassen. Bei einer Razzia in deren Keller wurden Hunderte von Leichen und Organteilen gefunden. Darunter waren auch Tote, die beispielsweise eingeschlagene Schädel hatten und nie gerichtsmedizinisch untersucht worden waren.

Wissenschaftler in Bischkek, die mit von Hagens zusammengearbeitet haben, behaupten, dass auch Plastinate in der aktuellen "Körperwelten"-Ausstellung in Hamburg aus Kirgisien stammen. In Kirgisien ermitteln Polizei und ein parlamentarischer Ausschuss, dessen Vorsitzender im ARD-Magazin "Fakt" erklärte, Hinterbliebene hätten oft erst durch diese Ermittlungen vom Tod ihrer Angehörigen erfahren. Von Hagens zeigt nach eigenen Angaben in der Hamburger Ausstellung nur Verstorbene, die ihren Körper zu Lebzeiten dafür gespendet haben. Demstern gegenüber bestritt er sämtliche Vorwürfe und sprach von "bewußten Lügen".

In Deutschland laufen vier staatsanwaltschaftliche Ermittlungsverfahren gegen von Hagens, unter anderem wegen des Vorwurfs, zu Unrecht einen Professoren-Titel zu führen. In München muss er demnächst mit einem Strafbefehl oder einer Anklage wegen "Störung der Totenruhe" rechnen. Dort hatte er – wie auch später in Hamburg - plastinierte Leichen aus der Ausstellung für nächtliche Foto-Shootings in der Stadt aufgestellt.

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