Die Sonne steht für Yang, und sie strahlt und scheint; der Mond steht für Yin, und er wird bestrahlt und scheint. Tun und lassen - beides basiert auf Stärke.
Wenn Ihnen etwas "an die Nieren geht", berührt Sie etwas tief im Innern und Kräfte schwinden. In dieser Redewendung wird deutlich, welche Bedeutung in unserer Kultur früher das Organ Niere hatte: Sie symbolisierte den kraftvollen Kern des Menschen.
In der Traditionellen Chinesischen Medizin ist diese Aufgabe des Organfunktionskreises Niere bis heute präsent: Sie speichert die angeborene Konstitution und regiert Geburt, Wachstum, Fortpflanzung und Entwicklung. Sie produziert das Knochenmark und versorgt das Gehirn. Eine ganz entscheidende Bedeutung hat sie für die Hervorbringung der Willenskraft. Ein starker Wille lässt selbst gesteckte Ziele erreichbar werden. Auch wenn Hindernisse auftreten, kann er sie überwinden. Menschen mit starkem Nieren-Qi, so sagt die TCM, lassen sich nicht so schnell entmutigen. Wenn Sie vorhaben, Ihren Lebenswandel zu ändern, wenn Sie Ansichten behaupten oder das, was Ihnen gut tut, auch tun wollen - das Leben ist voller Herausforderungen an die Willenskraft.
Der Akupunkturpunkt "Tor der Vitalität" (chin.: Mingmen) liegt zwischen dem zweiten und dritten Lendenwirbel und damit in der Nähe der Nieren. Dieser Punkt wird auch als "Tor des Lebens" bezeichnet. Beide Begriffe weisen auf die grundlegende Funktion der Nieren für die aktive Lebensgestaltung hin. Über die Stimulanz des Mingmen und der beiden "Zustimmungspunkte Niere" (chin.: Shenshu), die rechts und links direkt neben Mingmen liegen, wird die Nierenfunktion unterstützt und gekräftigt.
Dr. Johann Bölts leitet das Projekt Traditionelle chinesische Heilmethoden und Heilkonzepte (PTCH) am Institut für Psychologie der Universität Oldenburg.
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Die Übung:
- Von der Grundposition (aufgerichtet stehen, die Füße beieinander positionieren) drehen Sie nach links hinten, und die Hände steigen, vom kleinen Finger angeführt, seitlich bis in Schulterhöhe. Die Drehung wird vom Becken angeführt und nicht von der Schulter, damit ein guter Wringeffekt von der Mitte aus aufgebaut werden kann. So werden sowohl die Leitbahnen für Herz und Dünndarm als auch die für Niere und Blase massiert. Gleichzeitig "runden" Sie sanft den Bereich Mingmen - so fallen Sie nicht ins Hohlkreuz - und schauen auf die linke Hand.
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Bis in diese Position haben Sie eingeatmet (siehe Abbildung: "Wringen"). Durch die sanft wringenden Bewegungen wird der Lendenwirbelbereich von außen massiert, und indem Ihr inneres Spürvermögen bei Mingmen und Shenshu verweilt, wird von innen auf die Nierenfunktion eingewirkt.
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Sie atmen aus und drehen dabei zur Mitte zurück. Die Arme werden dabei gedreht und gebeugt, sodass die Handflächen nach oben zeigen (Position "Stützen").
- Mit feiner Druckkraft an den Handflächen sinken die Hände in die Ausgangshaltung zurück, in der Sie vollständig ausgeatmet haben. Sie verweilen einige Sekunden in der Mittelposition und führen die Übung dann nach rechts durch. Diesen kompletten Ablauf können Sie acht- bis zehnmal wiederholen.
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Abschließend massieren Sie Gesicht, Kopf, Nacken und streichen den Rücken nach unten aus, legen die Hände auf das Dantian und verweilen in Muße, bis Sie wieder für den Alltag bereit sind.