Deutschland leidet mit dem Berliner Eisbärenbaby Knut: Kaum schwächelt der Liebling der Nation ein bisschen, fragen alle besorgt: "Oh weia, und was fehlt Knut?" Zoo-Tierarzt André Schüle und seine Kollegen jedenfalls konnten sich vor Anrufen besorgter Medienvertreter kaum retten. Denn das mittlerweile viereinhalbmonatige Pelztier musste seine morgendliche Präsentation im Freigehege vorzeitig nach einer halben Stunde wegen Unwohlseins abbrechen.
Dabei macht Knut nur durch, was alle seine Artgenossen - und die meisten Säuger - erleben: Er zahnt. "Knut bekommt oben rechts seinen ersten bleibenden Eckzahn", sagte Schüle. Bei einer Untersuchung habe er festgestellt, dass Knut an dieser Stelle Schmerzen habe und sensibel reagiere. Darauf sei wahrscheinlich auch seine Schlappheit zurückzuführen. Aber wie beim Menschen auch gebe es bei Jungtieren in den Wachstumsphasen immer mal Tage, an denen sie sich "einfach nicht wohlfühlen". Anzeichen einer Krankheit gebe es jedenfalls nicht.
Knut bekam ein Antibiotikum
Trotzdem bekam der fast 15 Kilo schwere Bär zur Sicherheit ein Antibiotikum verabreicht, weil er nicht so munter wie sonst auf der Anlage herumturnte. Eine halbe Stunde früher als sonst wurde er hereingeholt. Hinter den Kulissen durfte er sich ausruhen, wurde untersucht und beobachtet. Knut habe morgens normal gefressen und auch gekotet, sagte Schüle. Das Antibiotikum sei ihm vorsichtshalber verabreicht worden. "Er ist zwar schon kräftig, aber immer noch ein Jungtier und damit anfällig für Infektionen."
Vermutungen, Knut habe sich erkältet, weil er auch draußen schlafen darf, wies Schüle als völlig unbegründet zurück. Zum einen habe Knut seine Holzhütte, in die er sich zurückziehen könne. Zum anderen sei sein Fell mittlerweile so dick, dass ihm auch kühlere Temperaturen nichts anhaben könnten. Und tagsüber muss Knut auch keinen Hitzschlag befürchten. "Der fühlt sich auch bei sommerlichen Temperaturen über 20 Grad draußen wohl, genau wie die großen Eisbären auch", sagte Schüle. Wenn es ihm mal zu warm werde, springe er eben zur Abkühlung einfach ins Wasser.
"Knut hat noch gar keine Fettschicht"
Eisbären in Zoos würden sich den jeweiligen Temperaturen anpassen. "Ihre Fettschicht und Felldicke ist nicht so stark wie bei den Artgenossen in freier Wildbahn", sagte er. "Knut hat noch gar keine Fettschicht." Die Zoobesucher, die sich lange anstellen mussten, um einen Blick auf Knut zu erhaschen, scheinen ihm den vorzeitigen Abgang jedenfalls nicht übel genommen zu haben. Unmutsäußerungen habe er nicht gehört, sagte Schüle. Ob "Cute Knut" in den kommenden Tagen öffentlich zu sehen sein wird, könne er jetzt nicht sagen. "Der Kleine ist ja keine Maschine", sagte Schüle.