Die weltweiten Fischbestände sind einer neuen Studie zufolge nicht nur durch massive Überfischung, sondern auch durch den Klimawandel bedroht. Die mit der Erderwärmung steigenden Wassertemperaturen zögen Wachstumsprobleme bei den Fischen nach sich, ergab die am Sonntag in der Zeitschrift "Nature Climate Change" veröffentlichte Untersuchung. Die Wissenschaftler um Daniel Pauly von der kanadischen University of British Columbia simulierten die Auswirkung des Klimawandels auf die Meere und ihre Bewohner in Computermodellen.
Als Grundlage nahmen die Forscher das sogenannte A2-Szenario. Dies geht davon aus, dass die globale Durchschnittstemperatur in der Atmosphäre bis 2100 um 3,4 Grad Celsius im Vergleich zu 2000 steigt. Diese Annahme galt früher als pessimistisch, wird angesichts des starken Ausstoßes klimaschädlicher Gase allerdings als immer wahrscheinlicher angesehen. Steigt die Temperatur in der Atmosphäre, werden auch die Meere wärmer. Dies wiederum führt zu einem niedrigeren Sauerstoff-Gehalt im Wasser. Die Fische können dadurch weniger Sauerstoff aufnehmen - und wachsen weniger als bislang.
Am stärksten betroffen sind den Berechnungen der Forscher zufolge die Fische in tropischen Gewässern. Im Indischen Ozean wird das Körpergewicht der Fische demnach bis 2050 um 24 Prozent abnehmen, im Atlantik um 20 und im Pazifik um 14 Prozent. "Ein wärmerer und schlechter mit Sauerstoff versorgter Ozean (...) würde es für große Fische schwieriger machen, ausreichend Sauerstoff zu erhalten. Das heißt, sie hören auf, weiter zu wachsen", heißt es in der Studie. Auch wenn der erwartete Anstieg der Wassertemperatur nur gering erscheine, seien die Auswirkungen auf die Körpergröße "unerwartet" groß.
Rentiere und Feldmäuse finden weniger Futter
Im Nordpolargebiet könnte der Klimawandel für Rentiere und Feldmäuse verheerende Folgen haben. Beide Säugetierarten reagieren ähnlich auf milde Winter und damit einhergehende Regenfälle, wie norwegische Forscher herausgefunden haben.
Sie präsentieren ihre Langzeitstudie von 1995 bis 2011 in der Fachzeitschrift "Biology Letters". Regen statt Schneefall führt zu mehr Bodeneis im Winter, so dass die Tiere weniger Futter finden. Es entsteht, wenn der Regen im Winter den liegenden Schnee durchdringt. Das Wasser gefriert wegen der tiefen Bodentemperatur und bedeckt als Eis die Futterpflanzen. Die Wissenschaftler um Audun Stien vom Norwegischen Institut für Naturforschung in Tromsø vermuten, dass das zu einer starken Bedrohung für die Tiere werden könnte. Wegen des Klimawandels könnte es im Winter in der Nordpolregion in Zukunft häufiger regnen als bislang.
Für ihre Untersuchung haben die Wissenschaftler Rentiere und Feldmäuse auf Spitzbergen, einer Inselgruppe im Nordpolarmeer, gezählt. Dort sind die beiden Tierarten die einzigen pflanzenfressenden Säugetiere. Die Forscher stellten fest, dass sich die Anzahl beider Tierarten durch das Wetter veränderte. Am stärksten gingen beide Tierpopulationen zurück, nachdem mehr als 15 Millimeter Regen auf Schnee gemessen worden waren.
Die Wissenschaftler hoffen, durch diese Erkenntnisse die Entwicklung der Tierpopulationen bei künftigen Klimaveränderungen besser vorhersagen zu können. Während der Studie schwankte die Anzahl der Mäuse an einem bestimmten Ort zwischen 0 und 286 und die der Kälber pro weiblichem Rentier zwischen 0,16 und 0,8. Trotz der unterschiedlichen Lebensräume und Eigenschaften von Mäusen und Rentieren habe das Wetter auf beide Tierarten ähnliche Auswirkungen, schreiben die Wissenschaftler.