Zwischen Frankfurt und Mannheim beginnt heute der für die Deutsche Bahn und ihre Fahrgäste wichtigste Bauprozess der vergangenen Jahre. 41 Strecken sollen bis 2031 umfassend modernisiert werden und die Zuverlässigkeit der zuletzt unpünktlichen Bahn langfristig wieder verbessern.
Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hat die anstehende Generalsanierung des Schienennetzes gegen Kritik verteidigt. Er habe eine „marode Bahn-Infrastruktur“ übernommen, in die Jahrzehnte nicht ausreichend investiert worden sei, sagte Wissing im Deutschlandfunk. „Wir arbeiten die Defizite der Vorgängerregierungen auf.“ Das passiere nun mit einem neuen Konzept.
Wissing verteidigt Sanierungskonzept
Die Schienen-Infrastruktur sei „ein Oldtimer“, sagte Wissing. „Ständig ist etwas kaputt, ständig müssen Spontanbaustellen eingerichtet werden“. Das soll sich nun ändern: „Wir flicken jetzt nicht mehr, sondern sperren und erneuern einmal alles.“ Die Regierung vertraue darauf, dass die Schieneninfrastruktur danach wieder „fit“ sei.
Zum Auftakt wird ab diesem Montagabend die sogenannte Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim fünf Monate lang vollständig gesperrt und saniert – mit viermal so hohem Bauvolumen als sonst üblich. Zuletzt gab es auf der Strecke täglich mindestens eine Störung mit Einschränkungen für den Zugverkehr. Probleme auf diesem Abschnitt wirken sich oft auf den bundesweiten Fernverkehr aus und führen auch in Hamburg oder Stuttgart zu Verspätungen – eine Besserung ist also dringend nötig. Entsprechend groß sind die Erwartungen an die Riedbahn-Sanierung im Speziellen und an die Generalsanierungen insgesamt.
An rund tausend Bahnhöfen und Haltepunkten laufen dieses Jahr Modernisierungs- und Neubaumaßnahmen, darunter in den Hauptbahnhöfen Duisburg, Dresden, Hannover, Ulm und München, wie die Deutsche Bahn meldet. Auch in zahlreiche kleinere und mittelgroße Stationen investiert der Konzern nach eigenen Angaben, etwa in barrierefreie Zugänge, Wetterschutz und Fahrgastinformation.
„Zum ersten Mal seit vielen Jahren wird es uns 2024 gelingen, die Überalterung der Eisenbahninfrastruktur zu stoppen“, erklärte Philipp Nagl, Vorstandsvorsitzender der DB InfraGO AG.
Deutsche Bahn will Schienennetz bis 2030 „von Grund auf“ sanieren
Die Sanierungen sind Teil eines umfassenden Infrastrukturprogramms der DB InfraGO AG, einer gemeinwohlorientierten Tochtergesellschaft für die Schienen- und Bahnhofsinfrastruktur. Die DB InfraGO ging aus dem Zusammenschluss der früheren Töchter DB Netz und DB Station&Service hervor und soll laut DB die Qualität, Kapazität und Stabilität des Eisenbahnbetriebs nachhaltig verbessern.
Die Bahn will das hoch belastete Schienennetz bis 2030 von Grund auf sanieren, gebündelt in 40 sogenannten Hochleistungskorridore. Die erste Generalsanierung startet Mitte Juli auf der Riedbahn zwischen Frankfurt am Main und Mannheim. Weitere 39 Generalsanierungen sollen in den kommenden Jahren folgen. Vorab werden dafür Umleitungsstrecken erneuert.
Bis Ende 2030 sollen zudem 355 kleine und mittlere Maßnahmen die Qualität im Bestandsnetz verbessern. Dazu zählen beispielsweise zusätzliche Signale und Gleiswechselbetriebe oder neue Bahnsteige. Für den digitalen Bahnbetrieb baut die DB auch weitere moderne Stellwerke.
Für die Modernisierung werde auch Personal aufgestockt, hieß es. Mit 5500 neuen Mitarbeitenden für Instandhaltung und Ausbau wachse das Team auch 2024 weiter, erklärte die Bahn. Die Investitionen von DB, Bund und Ländern in die Schieneninfrastruktur summieren sich demnach allein 2024 auf rund 16,4 Milliarden Euro.