Der Aletschgletscher ist der Größte seiner Art in den Alpen - und begehbar. Wanderer müssen sich vor beeindruckenden Gletscherspalten in Acht nehmen. Philipp Weber hat sich trotzdem auf das Eis gewagt.
Abenteuerurlaub in der Schweiz Der Berg ruft: Unsere gefährliche Tour über den größten Gletscher der Alpen

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Das Kanton Wallis in der Schweiz. Eine beeindruckende Berglandschaft. Aber genauso angsteinflößend und gefährlich, wenn das Wetter plötzlich umschwingt - und mein Team und ich: angeseilt mittendrin.
PHILIPP WEBER: Hier kann man mit ortsansässigen Bergführern Gletscherwanderungen auf dem größten Gletscher der Alpen machen, dem Aletsch. Der ist mehr als 22 Kilometer lang. Vorher muss ich aber erstmal da hoch.
Ich will heute herausfinden, wie viel Natur man bei einer solchen geführten Gletschertour wirklich erlebt, wie sportlich man dafür sein muss und ob ich noch etwas über die Schweizer Bergwelt lernen kann.
IVAN VOLKEN: Gut, Willkommen auf dem Eggishorn, wir sind hier auf 2869 Meter, der Start unserer Gletschertour.
Unsere kleine Wandergruppe besteht übrigens aus Sarah, Jakob, mir und ihm hier: Bergführer Ivan, der Mann, dem wir heute unser Leben anvertrauen, wenn wir über das Eis gehen. Das Panorama reicht hier vom Matterhorn bis zum Jungfraujoch. Kurzgesagt: die höchsten und beeindruckendsten Berge der Schweiz.
IVAN VOLKEN: Gut, dann würden wir loslaufen.
Loslaufen heißt in diesem Fall: Erstmal vom Eggishon zur Gletscherzunge des Aletsch absteigen. Wir haben richtig Glück mit dem Wetter, doch das soll sich bald ändern. Nur davon wissen Sarah, Jakob und ich zu diesem Zeitpunkt noch nichts. Mit jedem Meter, dem wir uns dem Gletscher nähern, wird es ein paar Grad kühler. Der Schein trügt. Auch am Aletsch macht sich der Klimawandel bemerkbar.
PHILIPP WEBER: Sag mal, wie erlebst du eigentlich den Gletscherschwund hier?
IVAN VOLKEN: Zum Teil, an sehr heißen Tagen, hat man das Gefühl, wenn man Abend zurück kommt vom Gletscher, dass wieder 10 bis 20 Zentimeter fehlen. Über einen längeren Zeitraum kann man es sehr gut verfolgen. Wo wir grad sitzen, konnte man zwischen 1960 und 1965 aufs Eis steigen, jetzt fehlen da 80 bis 90 Meter Eis. Also man kann es live miterleben.
Zum Glück ist er noch da, Bevor wir drauf dürfen, müssen wir uns warm anziehen. Und ohne Bergausrüstung sollte man sowieso nicht auf einen Gletscher wie den Aletsch.
PHILIPP WEBER: Wie gefährlich ist das jetzt, was wir machen?
IVAN VOLKEN: Es ist grundsätzlich nicht gefährlich, weil der Gletscher ist schneefrei. Man sieht die Spalten, also man kann die großen gefährlichen Spalten umlaufen. Trotzdem kann es passieren, dass irgendjemand mal, wenn man an einer Spalte entlang läuft oder über eine Spalte springen muss, dass der stolpert. Man kann auch trotzdem dann reinrutschen, da wir am Seil sind, können wir uns festhalten. Wenn dann trotzdem mal jemand einen Meter reinrutscht, kann man ihn ganz einfach wieder rausziehen.
PHILIPP WEBER: Und wie viele Leute werden hier vermisst?
IVAN VOLKEN: Man schätzt, dass im Aletschgletscher 45 bis 50 Leute konserviert sind.
Und dann, endlich, der erste Schritt auf den...nun es ist nur der größte Gletscher der Alpen, aber ein bisschen sieht es schon nach Mondlandschaft aus. Im Sommer, wenn das ganze Geröll nicht vom Schnee bedeckt ist. Trotz Gletscherschwund sind die Ausmaße des Aletsch immer noch gewaltig. 27 Milliarden Tonnen Eis, bis zu 900 Metern dick.
IVAN VOLKEN: Das ist noch keine Gletscherspalte, das ist nur eine Ritze.
PHILIPP WEBER: Ah, schön zu wissen. Gut.
Wenn man ungesichert in eine Spalte stürzt, stirb man meist, weil man allmählich erstickt. Denn die Spalten laufen trichterförmig zu und erdrücken die Lungen. Keine Schöne Vorstellung. Angekommen auf der Mittelmoräne des Gletschers. Und vor uns dieses Prachtexemplar eines Gletschertisches: Sie entstehen, weil das Eis unter dem Stein vor Sonneneinstrahlung geschützt ist und langsamer schmilzt, als das Eis rundherum.
IVAN VOLKEN Ganz typisch: Gletschertische zeigen immer nach Süden, weil dort ist die längste Sonneneinstrahlung und irgendwann kippen die nach Süden weg. Eine gute Orientierungshilfe, wenn mal Nebel ist. Und man nichts sieht. Dann kann man sich an den Gletschertischen orientieren, weiß wo Süden und Norden ist.
Die Natur hat also selbst hier auf dem Eis etwas parat, das wir uns zu nutze machen können. Gerade in diesem Moment. Innerhalb weniger Minuten ist das Wetter von strahlender Sonne umgeschlagen. Regen auf unserer Ausrüstung, Gewitterwolken am Himmel. Das zuvor raue Eis unter meinen Füßen ist plötzlich spiegelglatt. Jetzt heißt es nur: schnell wieder runter vom Gletscher. Das Wetter kann eben auch der beste Bergführer nicht beeinflussen. Als sich das Wetter wieder etwas beruhigt hat, hat Ivan eine kleine Überraschung für uns. Über eine schmalen, steilen Pfad und Klettersteige erreichen wir eine Aussichtsplattform, wo unsere Tour nach gut drei Stunden endet.
PHILIPP WEBER: So schnell das Gewitter kam, so schnell war es dann auch wieder weg. Die Natur hier oben ist wirklich atemberaubend, aber in all ihren Facetten. Wer hier hochkommen will, der sollte einiges an Sportlichkeit mitbringen und vor allem Trittsicherheit. Und wer kein absolut erfahrener Alpinist ist, für den ist eigentlich unabdingbar mit einem Bergführer hier hochzukommen. Ivan hat heute sehr gut auf uns aufgepasst und wir haben auch noch eine ganze Menge von ihm gelernt. Ich bin total k.o. und ich freue mich auf meine Badewanne.
PHILIPP WEBER: Hier kann man mit ortsansässigen Bergführern Gletscherwanderungen auf dem größten Gletscher der Alpen machen, dem Aletsch. Der ist mehr als 22 Kilometer lang. Vorher muss ich aber erstmal da hoch.
Ich will heute herausfinden, wie viel Natur man bei einer solchen geführten Gletschertour wirklich erlebt, wie sportlich man dafür sein muss und ob ich noch etwas über die Schweizer Bergwelt lernen kann.
IVAN VOLKEN: Gut, Willkommen auf dem Eggishorn, wir sind hier auf 2869 Meter, der Start unserer Gletschertour.
Unsere kleine Wandergruppe besteht übrigens aus Sarah, Jakob, mir und ihm hier: Bergführer Ivan, der Mann, dem wir heute unser Leben anvertrauen, wenn wir über das Eis gehen. Das Panorama reicht hier vom Matterhorn bis zum Jungfraujoch. Kurzgesagt: die höchsten und beeindruckendsten Berge der Schweiz.
IVAN VOLKEN: Gut, dann würden wir loslaufen.
Loslaufen heißt in diesem Fall: Erstmal vom Eggishon zur Gletscherzunge des Aletsch absteigen. Wir haben richtig Glück mit dem Wetter, doch das soll sich bald ändern. Nur davon wissen Sarah, Jakob und ich zu diesem Zeitpunkt noch nichts. Mit jedem Meter, dem wir uns dem Gletscher nähern, wird es ein paar Grad kühler. Der Schein trügt. Auch am Aletsch macht sich der Klimawandel bemerkbar.
PHILIPP WEBER: Sag mal, wie erlebst du eigentlich den Gletscherschwund hier?
IVAN VOLKEN: Zum Teil, an sehr heißen Tagen, hat man das Gefühl, wenn man Abend zurück kommt vom Gletscher, dass wieder 10 bis 20 Zentimeter fehlen. Über einen längeren Zeitraum kann man es sehr gut verfolgen. Wo wir grad sitzen, konnte man zwischen 1960 und 1965 aufs Eis steigen, jetzt fehlen da 80 bis 90 Meter Eis. Also man kann es live miterleben.
Zum Glück ist er noch da, Bevor wir drauf dürfen, müssen wir uns warm anziehen. Und ohne Bergausrüstung sollte man sowieso nicht auf einen Gletscher wie den Aletsch.
PHILIPP WEBER: Wie gefährlich ist das jetzt, was wir machen?
IVAN VOLKEN: Es ist grundsätzlich nicht gefährlich, weil der Gletscher ist schneefrei. Man sieht die Spalten, also man kann die großen gefährlichen Spalten umlaufen. Trotzdem kann es passieren, dass irgendjemand mal, wenn man an einer Spalte entlang läuft oder über eine Spalte springen muss, dass der stolpert. Man kann auch trotzdem dann reinrutschen, da wir am Seil sind, können wir uns festhalten. Wenn dann trotzdem mal jemand einen Meter reinrutscht, kann man ihn ganz einfach wieder rausziehen.
PHILIPP WEBER: Und wie viele Leute werden hier vermisst?
IVAN VOLKEN: Man schätzt, dass im Aletschgletscher 45 bis 50 Leute konserviert sind.
Und dann, endlich, der erste Schritt auf den...nun es ist nur der größte Gletscher der Alpen, aber ein bisschen sieht es schon nach Mondlandschaft aus. Im Sommer, wenn das ganze Geröll nicht vom Schnee bedeckt ist. Trotz Gletscherschwund sind die Ausmaße des Aletsch immer noch gewaltig. 27 Milliarden Tonnen Eis, bis zu 900 Metern dick.
IVAN VOLKEN: Das ist noch keine Gletscherspalte, das ist nur eine Ritze.
PHILIPP WEBER: Ah, schön zu wissen. Gut.
Wenn man ungesichert in eine Spalte stürzt, stirb man meist, weil man allmählich erstickt. Denn die Spalten laufen trichterförmig zu und erdrücken die Lungen. Keine Schöne Vorstellung. Angekommen auf der Mittelmoräne des Gletschers. Und vor uns dieses Prachtexemplar eines Gletschertisches: Sie entstehen, weil das Eis unter dem Stein vor Sonneneinstrahlung geschützt ist und langsamer schmilzt, als das Eis rundherum.
IVAN VOLKEN Ganz typisch: Gletschertische zeigen immer nach Süden, weil dort ist die längste Sonneneinstrahlung und irgendwann kippen die nach Süden weg. Eine gute Orientierungshilfe, wenn mal Nebel ist. Und man nichts sieht. Dann kann man sich an den Gletschertischen orientieren, weiß wo Süden und Norden ist.
Die Natur hat also selbst hier auf dem Eis etwas parat, das wir uns zu nutze machen können. Gerade in diesem Moment. Innerhalb weniger Minuten ist das Wetter von strahlender Sonne umgeschlagen. Regen auf unserer Ausrüstung, Gewitterwolken am Himmel. Das zuvor raue Eis unter meinen Füßen ist plötzlich spiegelglatt. Jetzt heißt es nur: schnell wieder runter vom Gletscher. Das Wetter kann eben auch der beste Bergführer nicht beeinflussen. Als sich das Wetter wieder etwas beruhigt hat, hat Ivan eine kleine Überraschung für uns. Über eine schmalen, steilen Pfad und Klettersteige erreichen wir eine Aussichtsplattform, wo unsere Tour nach gut drei Stunden endet.
PHILIPP WEBER: So schnell das Gewitter kam, so schnell war es dann auch wieder weg. Die Natur hier oben ist wirklich atemberaubend, aber in all ihren Facetten. Wer hier hochkommen will, der sollte einiges an Sportlichkeit mitbringen und vor allem Trittsicherheit. Und wer kein absolut erfahrener Alpinist ist, für den ist eigentlich unabdingbar mit einem Bergführer hier hochzukommen. Ivan hat heute sehr gut auf uns aufgepasst und wir haben auch noch eine ganze Menge von ihm gelernt. Ich bin total k.o. und ich freue mich auf meine Badewanne.