Tag 9/10, Oslo Grönland liegt mitten in Oslo

Der letzte Tag meiner Norwegen-Rundreise führt mich bis nach Grönland. Das gehört zu Dänemark und ist mit dem Auto gar nicht zu erreichen, werden Sie sagen. Aber falsch, denn Grönland ist ein quirliger Stadtteil Oslos.

Zu guter letzt komme ich doch noch zu meinem Elch. Und das ausgerechnet fernab von allen Wäldern in Norwegens Hauptstadt Oslo. Meine Begegnung ist allerdings anders, als ich mir das zu Beginn meiner Reise vorgestellt hatte. Der Elch liegt vor mir auf dem Teller in Form eines Burgers. Lecker!Der letzte Abend in Norwegen ist angebrochen, am anderen Morgen geht es mit der Fähre zurück nach Kiel. Mein Wohnmobil parkt heute nicht an Fjord oder Fjell, sondern mitten in Grönland. Und wenn Sie jemals bei "Wer wird Millionär" von Günther Jauch gefragt werden, wo das liegt, dürfen Sie getrost mit Norwegen antworten, denn Grönland ist ein quirliger Stadtteil Oslos. Es ist ein lebendiges Viertel mit vielen Zugewanderten, netten Kneipen und Läden - ein bisschen wir Berlin-Kreuzberg oder wie Hamburg-Ottensen. Grönland gilt jedenfalls als In-Stadtteil und ist besonders beliebt bei Jugendlichen.

Nobelpreisverleihung im Rathaus

Es regnet in Strömen an diesem Septemberabend. Zum Glück sind die Osloer, entgegen ihrem Ruf, weder besonders melancholisch noch besonders langweilig. Eher stolz. Meistens aber einfach freundlich und gut gelaunt. Ein bisschen sauer reagieren sie allerdings, wenn so ein Ignorant wie ich ihr Rathaus als hässliche Backsteinkiste beschimpft. Auf diesen Bau lassen sie nichts kommen. Sie feiern hier Familienfeste und geben Empfänge. Und jedes Jahr am 10. Dezember wird in der großen Halle der Friedensnobelpreis verliehen.Ebenso wenig wie auf ihr Rathaus lassen die Osloer ein böses Wort auf ihr Kronprinzenpaar kommen. Wer Glück hat, kann Haakon und Mette-Marit beim lässigen Abendessen im Restaurant "Arcimboldo" treffen. In das coole Künstlerlokal schlendern sie manchmal, weil es schön nah am Schloss liegt und weil sie dort nicht groß auffallen. Das gemeine Volk startet seinen Abend eher im "Theatercafeen" zum Sehen und Gesehen werden. Unter üppigen Gewölben und glitzernden Leuchtern trifft sich das schicke Oslo, um österreichisch zu speisen und viel zu trinken.

Das "Vorspiel" ist ein Muss

Trotz des ungemütlichen Wetters draußen sind die Kneipen kurz vor 20 Uhr noch erstaunlich leer. Der Grund dafür ist das "Vorspiel". Das gehört zum samstäglichen Abendritual, hat aber rein gar nichts mit Sex zu tun. Weil Alkohol im Restaurant sehr teuer ist, gießt man sich schon zu Hause ordentlich einen hinter die Binde, um erst danach auszugehen. Und da zum "Vorspiel" wie selbstverständlich ein "Nachspiel" gehört, darf auch das nicht fehlen. Wenn gegen drei Uhr die letzten Kneipen und Bars schließen, feiern die Osloer auf der Straße weiter und essen Hot Dogs und trinken Bier. Zu hunderten stehen sie dann auf der zentralen Prachtstraße Karl Johan. Eine Fußbodenheizung unter dem Pflaster sorgt dafür, dass man keine kalten Füße bekommt. Ein Luxus, den die Norweger sich aufgrund ihrer schier unerschöpflichen Ölvorräte locker leisten können.

Rätselhafte Speiskarte

Nicht nur die Lebensart, auch die Speisekarten erscheinen rätselhaft. "Blötkake" findet sich da in Cafes. Es ist zum Glück nicht das, wonach es klingt, sondern ein leckerer Sahnekuchen. Eine Herausforderung für deutsche Gaumen ist auch der "Geitost"-Käse. Den Ziegenkäse gibt es in verschiedenen Varianten. Im Grunde ist der "Geitost" kein Käse, da er aus Molke hergestellt wird. Seine verschiedenen Geschmacksrichtungen gewinnt er durch die diversen Anteile an Ziegen- und Kuhmilch. Der braune Käse schmeckt aber immer nach Karamel und klebt am Gaumen fest. Man schneidet ihn in dünne Scheiben, die man auf "Flatbrød" legt und mit Marmelade verfeinert. Trotz der horrenden Preise setze ich meine letzten Kronen in norwegisches Bier um. Mit wenig Schlaf in den Knochen und viel Restalkohol stehe ich am anderen Morgen am Deck der Fähre. Während es langsam dämmert und die Lichter der Stadt ausgeknipst werden, der Himmel magisch und dunkelblau leuchtet, das Wasser im Oslofjord hübsche, kleine Wellen schlägt, nehme ich Abschied von Norwegen. Als das Schiff am anderen Morgen in Kiel anlegt, gibt es im Frühstückscafe Räucherlachs, Matjes und "Geitost"-Käse, der wie immer am Gaumen festklebt und mich zusammen mit vielen schönen Erlebnissen noch lange an Norwegen erinnern wird.

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