Der Vorfall liegt schon einige Zeit zurück, doch die Einzelheiten wurden erst jetzt von den Behörden veröffentlicht: Am späten Abend des 2. Januar 2014 befand sich eine Propellermaschine der irischen Fluggesellschaft Aer Lingus im Landeanflug auf den Flughafen von Cork im Südwesten der Insel. Doch plötzlich bemerkte die Cockpit-Crew, dass sie die Lichter der Piste nicht sehen konnten: Eine dicke Schicht aus weißem Meersalz hatte die Frontscheiben überkrustet - ein Phänomen, mit dem Piloten nur äußerst selten konfrontiert werden.
Wie war es dazu gekommen? Zunächst hatte die Turboprop-Maschine von Typ ATR-72, die in Manchester um 21.06 Uhr gestartet war, einen ersten Landeversuch gegen 22.30 Uhr abbrechen müssen, weil das Flugzeug aufgrund der stürmischen Wetterlage eine zu hohe Geschwindigkeit aufwies. Daraufhin flog die Besatzung eine Schleife, um erneut in Cork zu landen. Ihre Route führte südlich an Cork vorbei, "nahe der Küste und zeitweilig über dem offenen Meer", wie es im Untersuchungsbericht der Air Accident Investigation Unit heißt, der irischenn Behörde für Flugunfalluntersuchung.
Dritter Landeanflug auf Cork
Bei diesem "go around", wie das Durchstarten in Fliegerkreisen genannt wird, kam es in einer Höhenlage von ungefähr 1000 Metern zur Ablagerung der Salzschicht auf der Windschutzscheibe. Auch die Scheibenwischer konnten gegen die im Flug sofort auf dem Glas festgetrocknete Salzkruste nichts ausrichten. So musste die Crew auch den zweiten Landeanflug abbrechen und startete in vollständiger Dunkelheit erneut durch. Doch die 40-jährige Pilotin hatte eine rettende Idee: Auf ihrem Wetterradar suchte sie ein Gebiet mit möglichst viel Niederschlag, was bei dem Wintersturm kein Problem war.
Der Tower genehmigte die gewünschte Kursänderung. Die ATR-72 durchflog die nächstgelegene Regenzone; Wasser prasselte auf den Rumpf und säuberte auch die Windschutzscheibe, wie die eines Autos in der Waschstraße. Erleichterung im Cockpit: Nach der Dusche hatten die Piloten wieder den Durchblick und flogen erneut in Richtung Cork.
Sechs Minuten vor Mitternacht glückte schließlich der dritte Landeversuch - die 46 Passagiere und vier Besatzungsmitglieder waren gerettet. Die irische Behörde für Flugunfalluntersuchung hat das nächtliche Ereignis im Himmel über Cork als "schweren Zwischenfall" eingestuft und lobt ausdrücklich das "gute Verhalten" der Pilotin.