An der Nordküste des Sultanats Oman soll innerhalb von nur zehn Jahren eine komplett neue 200.000-Einwohner-Stadt mit zahlreichen Luxushotels entstehen. Die Oppenheimer-Familie tritt bei dem 15-Milliarden-Dollar-Projekt als Hauptinvestor auf. Wie die Investoren in der omanischen Hauptstadt Maskat mitteilten, soll mit dem Bau von "al Madina al Zarqa" oder: "Die blaue Stadt" bereits im letzten Quartal dieses Jahres begonnen werden. An der Vorbereitung des Projekts sei in den vergangenen sieben Monaten äußerst diskret gearbeitet worden, sagte Ahmed Abu Bakr Dschanahi, Vorstandsvorsitzender der AAJ Holdings Company.
Wenn man heute mit den Füßen im Sand an der Landzunge von al Suwaidi steht, fällt es schwer, zu glauben, dass hier im Jahr 2015 das Zentrum einer am Reißbrett geplanten mittleren Großstadt liegen soll. Denn nur einige Hundert Fischer und Ziegenzüchtern leben bislang mit ihren Familien auf dem Gebiet der "Blauen Stadt".
Nur wenige vorwiegend deutsche Touristen verirren sich in das einzige Hotel am Platz, das über die Autobahn innerhalb von rund 70 Minuten zu erreichen ist. Ein Teil der Fischer soll umgesiedelt werden. Direkt am langen Sandstrand sollen sich künftig Touristen aus Europa und der Golfregion entspannen.Die omanische Folklore-Gruppe, die im Beach-Hotel in al Suwaidi auftritt, gibt sich an diesem Sonntag für die Vertreter der ausländischen Investoren besondere Mühe. Die Tänzerinnen wirken etwas unprofessionell und gerade deshalb so charmant und natürlich, dass sogar die Finanzexperten aus New York vorsichtig mit den Füßen wippen.
Neben der Oppenheimer Firmengruppe, die ihren Sitz in der Schweiz hat, sind auch Investoren aus der Golfregion beteiligt. Der omanische Anteil liegt dabei bei 30 Prozent. "Wir suchen keine Privatinvestoren, sondern institutionelle Anleger", sagt der US-Chef der Oppenheimer Firmengruppe, Jerald Alan Belofsky. Ausländer können Grundbesitz in der neuen Stadt am Meer erwerben, was in anderen Teilen des arabischen Landes nicht möglich ist. Wer Hausbesitzer in der Blauen Stadt wird, erhält - ähnlich wie bei den künstlichen Palmen-Inseln in Dubai - automatisch eine Daueraufenthaltserlaubnis.
Das Sultanat Oman ist nach den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), Katar und Bahrain der vierte Golfstaat, der versucht, Investoren mit großen touristisch orientierten Immobilienprojekten zu locken. Mit einer Fläche von rund 34 Quadratkilometern gehört al Madina al Zarqa zu den größten Projekten der Region. Der Tourismus trägt bisher weniger als ein Prozent zum Bruttoinlandsprodukt des islamischen Landes bei, das vor allem von seinen Öl- und Gasvorkommen lebt. Da das Öl jedoch allmählich zur Neige geht, bemüht sich das Herrscherhaus unter Sultan Qaboos um eine Verbreiterung der Wirtschaftsbasis.