"Green Mountain Eco Route" Tag der offenen Tür

Von Helge Bendl
Konzerte im Weinberg, Wanderungen durch Obstplantagen, kleine Pensionen in abgeschiedenen Tälern: Eine Autostunde östlich von Kapstadt lockt die "Green Mountain Eco Route" naturinteressierte Besucher an - Tourismus ohne Massen.

"Hier auf der Farm", sagt die alte Dame mit dem weißen Haar, "beten wir vor dem Essen und schließen dabei die Augen." Selbst gemachte Zitronenlimonade steht auf dem Tisch, aus dem Ofen kommt duftendes Olivenbrot und eine Tomaten-Tarte, und zum Nachtisch noch warmer Apfelkuchen mit flüssiger Sahne. Elreda Pillmann scheint so zu sein wie die gute Tante in den Teenager-Kriminalromanen: Stets um das Wohl ihrer Gäste bedacht, mit Charme und Schalk im Nacken, aber dennoch ernsthaft-traditionell und engagiert bei der Arbeit. Nur dass Elreda Pillmann, 65, keine eigenen Kinder hat. Sie kümmert sich stattdessen um einige Hektar Reben und um ihren prächtigen Blumengarten, und natürlich um die Gäste ihres "Bed & Breakfast", wenn wieder einmal Touristen den Weg zu ihrem abgelegenen Farmhaus finden.

Das Weingut "Goedvertrouw" liegt nur gut zehn Kilometer entfernt von der Hauptstraße N2, die von Kapstadt aus nach Osten führt. Während auf dem Highway Laster und Autos brausen wie in der eine Stunde entfernten Großstadt, nimmt kaum ein Auto die Schotterpiste zu Elreda Pillmann ins Bot Valley. Seit 23 Jahren lebt die 65-Jährige hier und führt das Weingut auch nach dem Tod des Mannes weiter, in Eigenregie und mit nur wenigen alt gedienten Helfern. Chardonnay, Sauvignon Blanc, Pinot Noir und Cabernet Sauvignon baut die Land-Lady auf den steinigen Hängen an - kleine Mengen nur, doch der Ertrag der weniger als zehn Hektar sorgt für ein bescheidenes Einkommen. Gepflegter als die Weinberge ist nur der Vorgarten des 1825 erbauten Farmhauses: Die Blumenrabatte sind Elreda Pillmanns ganzer Stolz.

Green Mountain Eco-Route

Der Groenlandberg, Namensgeber der Green Mountain Eco Route, liegt etwa eine Autostunde östlich von Kapstadt und ist über den landschaftlich sehr schönen Franschhoek Pass auch von den Weinregionen Franschhoek, Paarl und Stellenbosch rasch zu erreichen. Ein Stopp für ein paar Nächte bietet sich insbesondere dann an, wenn man von Kapstadt zum Whale-Watching an die Küste nach Hermanus fährt.

Die Website der Green Mountain Eco Route bietet eine Fülle an Informationen darüber, was Besucher in der Region unternehmen und wo sie übernachten können. Hier lassen sich alle Aktivitäten und Unterkünfte auch buchen. Weil das Projekt noch am Anfang steckt und es noch keine Buchungsmaschine auf der Homepage gibt, könnte statt vieler E-Mails auch ein Anruf sinnvoll sein (Telefon 0027-21-8591398). www.greenmountain.co.za

600 Varianten aus der Familie der Erikas

Auf der anderen Seite des Groenelandbergs stapft Paul Clüver durch die Fynbos-Vegetation. Der Besitzer riesiger Obstplantagen und des nach ihm benannten Weinguts (das "ü" in Clüver haben seine Marketing-Leute in ein "u" umgewandelt, um den Verkauf zu vereinfachen) ist in seiner Freizeit begeisterter Hobby-Botaniker. "Wer weiß schon, dass es im Fynbos allein fast 600 Varianten aus der Familie der Erikas gibt? Über die Vielfalt der Proteen sind schon viele Bücher geschrieben worden. Hier wachsen Fresien und Geranien üppig und wild - in Europa kennt man sie nur als Balkonpflanzen."

Amphietheater inmitten der Weinberge

Paul Clüvers Interesse für die einzigartige Vegetation am Kap hat dazu geführt, dass er sein Gut für Touristen geöffnet und Mitstreiter für sein Konzept gefunden hat: Organisiert von einer Outdoor-Firma können Besucher durch die Plantagen und den Fynbos wandern, Konzerte in einem Amphietheater inmitten der Weinberge genießen oder das Areal mit dem Mountainbike oder Quad-Bike entdecken. Clüver initiierte auch die "Green Mountain Eco Route" rund um den unter Naturschutz stehenden Groenelandberg. Alle Mitglieder - seien es Gutsbesitzer, Obstbauern, Reiseanbieter oder Hoteliers - sind Unterstützer des Naturschutzprojekts und verpflichten sich zu möglichst naturverträglichem Handeln in ihrem jeweiligen Bereich.

Naturschutz als gemeinsamer Nenner

Weil hier die touristische Entwicklung im Vergleich zu den klassischen Winelands noch in den Kinderschuhen steckt, sind die touristischen Angebote nicht auf Massen ausgerichtet, sondern auf Individualreisende. Der gemeinsame Nenner aller Anbieter ist der Naturschutz, doch damit enden die Gemeinsamkeiten.

Wasserski und Ochsenwagen

Wer mit dem Auto die Green Mountain Eco Route abfährt, kann sich so herauspicken, was ihm am liebsten ist. Man kann bei Elreda Pillmann übernachten oder in Cottages auf dem Gut von Paul Clüver, man kann in einem Seitental am Pool der Lodge "Porcupine Hills" entspannen, sich dort nach vorhergehender Reservierung kulinarisch verwöhnen lassen (die amerikanische Besitzerin produziert inzwischen sogar ihr eigenes Olivenöl) und schließlich in der Mofam River Lodge direkt am Wasser schlafen - am nächsten Tag sollte man sich dann im Wasserski versuchen. Historische Ochsenwagen lassen die Kultur der Siedler wiederaufleben. Und wer auf moderne Kunst steht, muss hier nicht ins Museum gehen: Im Wildekrans Country House hängen Exponate der wichtigsten Künstler des Landes an den Wänden. Und wer sich im gepflegten Garten mit seiner kleinen Birnenplantage entspannen möchte, findet hier einen charmanten Skulpturenpark.

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