Nordsee-Sturm Gestrandet auf Helgoland

Mehrere hundert Tagesbesucher sitzen derzeit auf Helgoland fest, darunter eine Schulklasse. Die Fährverbindungen sind seit Dienstag eingestellt. stern.de hat mit Roswitha Juds von der Kurverwaltung über die Lage gesprochen.

Frau Juds, in Hamburg stürmt und regnet es nach wie vor, wie ist das Wetter auf Helgoland?

Es ist trocken und heute Nachmittag hatten wir sogar zeitweise Sonne. Aber es stürmt ziemlich stark. Windstärke 7 ist selbst für einen Helgoländer heftig, der im Winter Stürme gewohnt ist. Außerdem haben wir nach wie vor sehr grobe See mit einen Wellengang von 3,5 Meter im Mittel, das heißt, die Wellen können zweitweise bis zu fünf Meter hoch sein.

Das ist auch der Grund, warum die Fährverbindungen unterbrochen wurden. Wie viele Passagiere sitzen fest?

Gestern sind fahrplanmäßig ein Seebäderschiff und ein Katamaran angekommen, die Helgoland im Sommer täglich anlaufen. Als am Mittag Sturmwarnung des Wetterdienstest gegeben wurde, ist das Seebäderschiff vorzeitig ausgelaufen. Der Katamaran ist vorsichtshalber auf Helgoland geblieben. Auf ihm waren 444 Passagiere, darunter aber auch welche, die ohnehin länger auf der Insel bleiben wollten. Somit kann man sagen, dass zirka 300 Tagestouristen festsitzen.

Und wo übernachten die jetzt? Hat die Insel so viele Betten?

Ich muss die Helgoländer sehr loben. Jeder, der ein freies Zimmer hatte, hat Gäste aufgenommen. Somit konnten wir alle Passagiere in Privatunterkünften unterbringen. Nur eine Schulklasse aus Wien schläft auf Matratzen in der Turnhalle, weil die Schüler auch zusammen bleiben wollten. Aber sie werden mit Essen und Getränken von uns versorgt.

Müssen die gestrandeten Passagiere die Unterkünfte selbst zahlen?

Dazu kann ich nichts sagen. Das ist Sache der Reederei FRS, der der Katamaran gehört.

Kommt es denn öfter vor, dass die Fährverbindungen eingestellt werden müssen?

Im Sommer so gut wie nie. Eher im Winter, wenn viele Stürme über der Nordsee toben. Im letzten Winter hatten wir zwölf Tage lang kein Schiff.

Helgoland

Deutschlands einzige Hochseeinsel liegt rund 70 Kilometer vom Festland entfernt in der Deutschen Bucht. Die bis zu etwa 60 Meter hohe Hauptinsel aus rotem Sandstein ist einen Quadratkilometer groß. Daneben liegt die 1720 bei einer Sturmflut abgetrennte, 0,7 Quadratkilometer große Düne mit Badestränden. Rund 400 000 Besucher im Jahr 2006, etwa 90 Prozent davon Tagesgäste, machen den Tourismus zum wichtigsten Wirtschaftsfaktor für die knapp 1500 Einwohner der Nordseeinsel.

Heißt das, dass die Insel jetzt komplett von der Außenwelt abgeschnitten ist?

Nein. Es besteht nach wie vor die Möglichkeit, Helgoland mit dem Flugzeug zu verlassen. Unser Flughafen ist offen. Wer also dringend nach Hause muss, kann auch fliegen.

Helgoland ist ja nicht groß. Was machen die gestrandeten Passagiere denn den ganzen Tag?

Die waren sicher erstmal damit beschäftigt, ihre Gedanken zu sortieren. Viele sind spazieren gegangen, einige haben unser neues James-Krüss-Museum oder das Aquarium besucht. Oder haben ganz einfach die Möglichkeit genutzt, zollfrei Waren einzukaufen.

Wann rechnen Sie mit der Wiederaufnahme der Fährverbindung?

Wir hoffen am Donnerstagmorgen um neun Uhr. Aber das hängt vom Wetter ab.

Interview: Jens Maier

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