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Tierheim ächzt unter "Haustierflut" nach Corona
STORY: Geboren im August 2020, abgegeben im Mai 2021 - Während der Corona-Zeit kam der Schäferhund Leon zu einer Familie, knapp ein Jahr später landete er im Tierheim. Seitdem wartet der Vierbeiner auf ein neues Zuhause. Leider ist er damit nicht alleine. Im Berliner Tierheim warten derzeit zahlreiche Hunde, Katzen und andere Haustiere auf Vermittlung. Die Heimleitung spricht von einem absoluten Ausnahmezustand. Eva Rönspieß, Vorstandsvorsitzende des Tierheims Berlin "Wir sind rappelvoll. Also, hier ist wirklich jede Box belegt und zum Teil auch überbelegt. Und wir können auch nicht mehr anbauen. Also, wir sind ja schon eins der größten und modernsten Tierheime Europas. Aber irgendwann ist auch bei uns Ende." Das 16 Hektar große Gelände bietet Platz für 1.500 Tiere. Dass es trotzdem nicht reicht, liegt laut Rönspieß vor allem an den Folgen der Corona-Pandemie. "Alle Tierschutzvereine und Tierheime haben ja zu Beginn von Corona davor gewarnt: ‚Schafft euch bitte nicht alle ein Tier an und lieber Gesetzgeber passt darauf auf, dass sich auch nicht jeder ein Tier anschaffen kann‘. Denn jetzt ist es gekommen. Über uns alle, also die wirklich wahre Haustierflut eingebrochen. Und diese Tiere kommen halt vermehrt wirklich aus dem illegalen Welpenhandel. Sie kommen aus dem Ausland, es sind illegale Hinterhof- oder Kellerzuchten, weil jemand meint, er möchte sich noch den ein oder anderen Euro illegal dazuverdienen.““ Und das ist nicht das einzige Problem. Viele Tierbesitzer unterschätzen die Verantwortung und Belastungen, die ein Haustier mit sich bringt. Bei Schäferhund Leon zum Beispiel gab es schon im jungen Alter Beißvorfälle, seine Halter waren damit überfordert. Ines Bernhardt, Tierpflegerin "Leon war schlecht sozialisiert als er zu ins Tierheim kam. Ist bei Hundekontakten schon deutlich entspannter geworden, aber ist mit der Anlage an sich schon auch immer wieder doll im Stress im Tierheim. Gerade so sensible Hunde brauchen natürlich auch ein ruhiges, ein sehr zuverlässiges zu Hause, wo er verstanden wird und einfach auch Halt und Sicherheit findet." Rund 300 Hunde werden derzeit im Tierheim Berlin betreut, auf der Katzenstation herrscht nach Angaben der Heimbetreiber mit 660 Tieren ebenfalls absoluter Notstand. Bei Neuaufnahmen gilt inzwischen eine Prioritätenliste. "Welche Tiere leiden wirklich zu Hause Gefahr, schwer misshandelt zu werden, also schwere Leiden und Schmerzen davonzutragen. Die werden natürlich schnell sichergestellt und für die muss man dann auch noch Platz finden und Platz schaffen. Und alles andere, was man beispielsweise mit Auflagen regeln kann: ‚Sei netter zu deinem Tier, füttre es jetzt ordentlich, geh damit spazieren, so wie es sich gehört‘, diese Problemfälle werden dann weiter nach hinten gestellt." An die Gesetzgeber richtet Rönspieß die Forderung, Tierheime finanziell stärker zu unterstützen. Nur so könne man ausreichend Futter und Medikamente beschaffen und die dringend benötigten zusätzlichen Plätze schaffen.