Bei einem Treffen mit Studenten sagte der Clubchef: "Ihr habt Kultur und Bildung, die Spieler haben das normalerweise nicht." Den Anhängern der "Königlichen" hielt er vor: "Unsere Fans feuern die Mannschaft nicht an. Sie gehen ins Stadion, als besuchten sie ein Theater." Die Worte des Real-Präsidenten waren ohne dessen Wissen von einem Radiosender aufgenommen worden. Sie brachten dem Clubchef eine Welle der Kritik ein. "Calderón schießt auf alle", titelte die Zeitung "ABC". Das Sportblatt "Marca" meinte: "Der Präsident entfacht einen Jahrhundertbrand". "As" befand: "Es ist unglaublich, dass ein Clubchef eine solche Naivität an den Tag legt."
Calderón räumte später ein: "Es kann sein, dass ich einen Fehler gemacht habe." Er bat die Fußballer und Fans "tausend Mal um Entschuldigung". Zuvor hatte der Clubchef in dem vertraulichen Gespräch offen gelegt, dass Torwart Iker Casillas neun Millionen Euro im Jahr verdient, Ersatzkeeper Diego López dagegen nur 300 000 Euro. Über die Fußballer berichtete er: "Sie kassieren Millionen, aber ein Spieler von Real bezahlt nie, egal wo er hingeht. Er bekommt alles gratis."
"Mittelmäßiger Schauspieler in den USA"
Über David Beckham lästerte Calderón: "Er geht in die USA nach Hollywood, um dort ein mittelmäßiger Schauspieler zu werden." Dem Ex- Präsidenten Florentino Pérez hielt er vor, die angestrebte Verpflichtung des Brasilianers Kakà (AC Mailand) torpediert zu haben. Der Bauunternehmer habe den Milan-Chef Silvio Berlusconi dazu bewegt, den Vertrag des Stars zu verlängern. Pérez wies die Behauptung als "Lüge" zurück. Calderón hatte vor seiner Wahl zum Real-Präsidenten versprochen, Kakà und den Spanier Francesc Fábregas (Arsenal London) nach Madrid zu holen, das Versprechen aber nicht eingehalten.
Die skandalösen Äußerungen des Präsidenten passen irgendwie zur vertrackten Situation der "Königlichen", denen wegen der Ausmusterung ihres Ex-Stars David Beckham zu allem Überfluss auch noch eine Schadensersatzklage in Millionenhöhe ins Haus stehen könnte. Mehrere Rechtsexperten wiesen darauf hin, dass sowohl Beckham selbst als auch dessen Werbepartner den spanischen Rekordmeister verklagen könnten. Sie bezogen sich damit auf die Ankündigung von Real-Trainer Fabio Capello in der vorigen Woche, dass der 31-Jährige nicht mehr für Real spielen werde.
Anspruch aufs Fußballspielen
"Den Ausschluss vom Spielbetrieb als arbeitsrechtliche Sanktion darf nach spanischem Recht nur der Verein selbst, nicht jedoch der Trainer aussprechen", sagte Rechtsanwalt Christoph Himmelskamp, Rechtsanwalt der in Barcelona ansässigen deutschen Kanzlei Rödl & Partner gegenüber stern.de. Der Anwalt wies weiter darauf hin, dass Profi-Sportler nach spanischem Recht auf Grund ihrer Verträge Anspruch auf eine Beschäftigung hätten, mit Ausnahme bei Verletzungen oder Sanktionen. "Es geht hier um die Verletzung von Persönlichkeitsrechten eines Profisportlers", so Himmelskamp. Mit anderen Worten: Falls die Verletzung der Persönlichkeitsrechte auch im Falle Beckham angenommen werden kann, steht neben den Schadensersatzansprüchen des Spielers möglicherweise auch dessen Werbepartnern Ansprüche gegen Real Madrid zu. Harte Zeiten für die "Königlichen".