Schon erstaunlich, wie der Mensch auf Belohnungen reagiert. Manchmal braucht es bloß einen kleinen Anreiz von außen, und das Nervensystem im Gehirn übernimmt. Es animiert uns zum Handeln und schüttet dafür Glückshormone aus. Offenbar greift das Prinzip auch, wenn es um die Altersvorsorge geht. Nicht einmal 20 Prozent der Deutschen besitzen Aktien und Fonds. Das aber könnte sich radikal ändern, würde die Bundesregierung eine ihrer Reformideen tatsächlich umsetzen, das Altersvorsorgedepot nämlich. Bei einer Umfrage der Postbank gaben fast 60 Prozent an, sie würden umgehend mit Aktien und Fonds für das Alter sparen, sobald es das Angebot gäbe.
Das Altersvorsorgedepot ist eine von vielen Initiativen, mit der die Bundesregierung das private Sparen fürs Alter anschieben will. Jeder Bundesbürger soll bald frei sparen können, mit Aktien, Fonds und ETFs, auch mit Versicherungen, wenn er das will. Und er bekäme dafür üppige Zulagen vom Staat. Eine gute Idee, darüber sind sich viele Finanzwissenschaftler und Verbraucherschützer einig.
Renditestark zurücklegen
Statt immer weiter an der Riesterrente herumzubasteln oder die schlechten Angebote zahlreicher Betriebsrentenanbieter zu polieren, würde der Staat jedem Sparer ermöglichen, unkompliziert und renditestark fürs Alter zurückzulegen.
Dem Vorsorgedepot steht allerdings noch ein langer Weg durch die politischen Instanzen bevor. Zuerst müssen sich die zuständigen Ministerien einigen, danach wird das Parlament diskutieren. Man kann nur hoffen, dass das Konzept zwischen den widerstreitenden Interessen von Verbrauchervertretern, Gewerkschaften und Finanzlobby nicht so weichgespült wird, dass man es am Ende nicht mehr wiedererkennt.
Schutz vor Fehlentscheidungen
Die Ampelregierung hat sich bei der Altersvorsorge einiges vorgenommen, manches auch schon umgesetzt – allerdings selten so, wie Experten es am Anfang mal vorgeschlagen hatten. Man kann es also niemandem verübeln, wenn er im derzeitigen Reformwirrwarr den Überblick verliert. Aber unabhängig davon, was jetzt wie genau beschlossen wird, im Grunde ändert sich an der Vorbereitung auf das Alter nichts: klaren Kopf bewahren, ab und zu mal rechnen und nicht auf jede Bequemlichkeit und Belohnung anspringen – auch wenn das Nervensystem darauf reagiert.
Das bedeutet auch: Überprüfen, ob das Betriebsrentenangebot des eigenen Arbeitgebers wirklich attraktiv ist oder nur bequem. Rechnen, wie viel ein weiteres Jahr in Teilzeit später an Rente kostet. Überlegen, ob der teure Aktienfonds, den die Hausbank einem mal angedreht hat, wirklich noch die beste Option ist. Als Orientierung dienen die sogenannten drei Säulen der Altersvorsorge. Wer sie im Blick hat und gegebenenfalls nachsteuert, schützt sich vor Fehlentscheidungen.