Wenn die Ölpreise in die Höhe schießen, stürzt die Weltwirtschaft in die Krise. Ein schneller, für die USA militärisch erfolgreicher Feldzug könnte den Börsen jedoch auf die Beine helfen. Aufwärts geht es für die weltweiten Aktienindizes nach einhelliger Meinung von Börsianern nämlich erst dann, wenn eine Entspannung der Lage im Nahen Osten für einen deutlich sinkenden Rohölpreis sorgt.
Unsicherheit ist Gift
Wichtig sei vor allem die schnelle Lösung des Konflikts, wiederholen Experten übereinstimmend. «Unsicherheit ist Gift für die Börsen», sagt Aktienhändler Raed Mustafa von der Baden- Württembergischen Bank. Er schloss nicht aus, dass der Deutsche Aktienindex DAX in den kommenden Tagen unter die Oktober-Tiefststände von 2.519 Punkten fallen wird.
Ölpreis ist entscheidend
Die Unsicherheit konzentriert sich dabei fast ausschließlich auf die Frage nach dem Ölpreis. «Die Weltwirtschaft steht auf wackeligen Beinen», sagt der Chefanalyst der Julius Bär Kapitalanlage, Gerhard Grebe. «Wenn es keine schnelle Lösung im Irakkonflikt gibt, kann man das Börsenjahr 2003 wieder abschreiben.»
Börse kalkuliert nüchtern
Für eine Erholung an den Aktienmärkten sei es wenig relevant, in welcher Form die Irakkrise gelöst wird: «Die Frage nach dem menschlichen Leid ist für die Börse nicht entscheidend», sagte der Sprecher der Union Investment, Rolf Drees. «Die Börse kalkuliert nüchtern - und sie hasst Unsicherheit.» Und die Unsicherheit konzentriert sich eben auf die Frage nach dem Ölpreis. Steigende Ölpreise drückten das Wirtschaftswachstum und damit die Unternehmensgewinne, belasteten also die entscheidende Kalkulationsgrundlage für die Bewertung von Aktien, erklärte Drees.
Angst vor entscheidenden Veränderungen
Nervös reagieren die Anleger derzeit auf jede Meldung, welche die weltpolitische Lage entscheidend verändern könnte. Belastet werden die Börsen «in noch nicht abzuschätzender Weise» durch die aktuellen Terrorwarnungen, die zunehmenden Spannungen im deutsch-amerikanischen Verhältnis und die Gefahr, dass Nordkorea gegen Verpflichtung der internationalen Atomenergiebehörde verstoße, sagte der Aktienmarktstratege der Helaba, Christian Schmidt.
Indizes spiegeln Anspannung
In der vergangenen Woche spiegelte sich die Anspannung der Börsianer besonders deutlich in den Indizes wider: Nachdem US-Außenminister Colin Powell vermeintliche Beweise über irakische Massenvernichtungswaffen vorgelegt hatte, entspannten sich die Anleger und mit ihnen die Aktienkurse. Vor der Rede Powells waren die Indizes noch unruhig abwärts gezuckt.