Das Ergebnis für das erste Quartal werde "deutlich unter dem des Vorjahres liegen", sagte VW-Vorstandsvorsitzender Bernd Pischetsrieder am Donnerstag bei der Hauptversammlung in Hamburg. Zahlen nannte er nicht. Mit knapp einer Milliarde Euro vor Steuern hatte der Konzern schon im ersten Quartal 2002 rund ein Fünftel weniger verdient als im Rekordjahr 2001. Der VW-Chef kündigte zwar eine «erheblich verbesserte» Ertragslage im zweiten Halbjahr an. An der Börse verlor die VW-Aktie dennoch am Mittag 2,5 Prozent auf 34,12 Euro.
Schwacher Heimatmarkt
Besonders zu schaffen macht den Wolfsburgern der weiter schwache Heimatmarkt. Deshalb verkaufte die Hauptmarke VW erstmals in ihrer mehr als 50-jährigen Geschichte von Januar bis März 2003 mit 149.500 Autos in einem Auslandsmarkt (China) mehr Autos als in Deutschland (114.000). Pischetsrieder wies erneut darauf hin, dass sich das Absatzplus in China auf Grund der Bilanzierungsregeln weder beim Umsatz noch beim operativen Ergebnis des Konzerns niederschlagen werde, sondern allein beim Finanzerergebnis. "Kennzahlen werden sich verschlechtern, ohne dass dies eine Aussage über die Ergebnisqualität erlaubt!"
Operatives Ergebis 2003 unter Vorjahreswert
Pischetsrieder bekräftigte, das operative Ergebnis werde 2003 unter dem des Vorjahres von 4,8 Milliarden Euro liegen. Mehr als 5 Millionen Autos sollen verkauft werden. Das Ergebnis des ersten Quartals sei im Vergleich zum Vorjahr besonders belastet. Die Modellanläufe hätten zu höheren Anlaufkosten und Vorleistungen geführt. Auch Wechselkurse hätten sich negativ ausgewirkt. Entlastung sollen auch sinkende Kosten und Kürzungen bei den Investitionen bringen. "Die Situation wird sich im Laufe des Jahres entspannen, und die Ergebnisbeiträge der neuen Modelle werden sich in den kommenden Quartalen auch im Konzernergebnis wiederfinden."
Keine Holding-Struktur
Eine klare Absage erteilte Pischetsrieder einer Holding-Struktur für den Konzern als einem Dach über den beiden neu installierten Markenfamilien um VW und Audi. Diese werde es "sicher nicht" geben. "Der Erfolg der letzten zehn Jahre resultiert ja gerade daraus, dass der Konzernvorstand operativ verantwortlich für Produkte und Märkte zeichnet." Nachgedacht werde aber über eine weltweite Verantwortung der Marken für den Vertrieb. Offen sei noch, wie Marketing und Vertrieb auf Konzernebene organisiert würden. Erst nach einer Entscheidung werde es personelle Konsequenzen geben. Pischetsrieder hatte sich vor zwei Wochen von Vertriebsvorstand Robert Büchelhofer getrennt.
Konzern kommt vor Marke
Pischetsrieder betonte: "Die bestimmende Größe muss das Interesse des Konzerns und nicht das einzelner Marken sein." Sein Vorgänger Ferdinand Piëch hatte noch den Wettbewerb der Marken untereinander angestachelt, wodurch sich immer häufiger einzelne Marken auf Kosten des Konzerns profiliert hatten.