Medienbericht Volkswagen stoppt Golf-Produktion wegen fehlender Halbleiter

Die Produktion von Volkswagen in Wolfsburg
Die Produktion von Volkswagen in Wolfsburg könnte schon bald zum Erliegen kommen
© Darius Simka/regios24 / Imago Images
Deutsche Autobauer kämpfen mit Lieferproblemen beim niederländischen Chiphersteller Nexperia. Volkswagen zieht als erstes drastische Konsequenzen – ausgerechnet beim Golf.

Im Stammwerk von Volkswagen in Wolfsburg kommt es nach einem Medienbericht ab nächster Woche zum Stopp der Golf-Produktion. Am Mittwoch werde die Fertigung des Golf ausgesetzt, berichtete die "Bild"-Zeitung mit Verweis auf drei mit der Planung vertraute Personen. Grund seien fehlende chinesische Halbleiter, weil der Chip-Hersteller im Handelsstreit zwischen den USA und China nicht mehr liefern kann.

Ein VW-Sprecher erklärte am Mittwoch, der Autobauer äußere sich nicht zu Spekulationen. Zuvor hieß es noch, die Mitarbeitenden seien über die Möglichkeit von Ausfällen informiert worden. "Vor dem Hintergrund der dynamischen Lage können Auswirkungen auf die Produktion kurzfristig jedoch nicht ausgeschlossen werden", hieß es laut VW in einer Mitarbeiterinformation.

Hintergrund ist der Konflikt um den niederländischen Chiphersteller Nexperia. Er gehört einem chinesischen Konzern und ist in den Handelskrieg zwischen China und den USA geraten. Das führt dazu, dass die Lieferung von elektronischen Steuerungen mit Halbleitern von Nexperia bald versiegen könnte. Der europäische Automobilverband ACEA und der Verband der Automobilindustrie warnten bereits vor Produktionsausfällen und forderten die Politik zum Eingreifen auf.

Der VW-Sprecher bekräftigte, dass Nexperia-Halbleiter in Komponenten verbaut seien, die der Autobauer von Lieferanten beziehe. Die Produktion sei derzeit unbeeinträchtigt, hieß es am Mittwoch erneut dazu. VW stehe jedoch in Kontakt mit allen relevanten Beteiligten, um frühzeitig Risiken identifizieren zu können und über notwendige Maßnahmen zu entscheiden. Wie "Bild" weiter berichtete, hat VW mit der Arbeitsagentur bereits Kontakt aufgenommen in Sachen Kurzarbeit, wovon Zehntausende Beschäftigte betroffen sein könnten. Dazu wollte sich VW nicht äußern. Zur Produktion in Wolfsburg hieß es, aufgrund einer Inventur stünden die Bänder für Golf und Tiguan am Freitag still, sollten kommende Woche aber wieder laufen.

Volkswagen kämpft mit Lieferproblemen von Nexperia

Mercedes-Benz rechnet kurzfristig nicht mit Ausfällen wegen der Probleme. Dank guter Zusammenarbeit mit den Zulieferern und Lehren aus der Chipkrise "sind wir im Kurzfristzeitraum abgesichert", teilte der Autobauer auf Anfrage mit. "Wir arbeiten intensiv mit unseren Partnern daran, eventuell auftretende Lücken zu schließen." Mercedes beobachte die Entwicklung. Verlässliche Prognosen seien zum jetzigen Zeitpunkt aber nur schwer zu machen.

Der Herstellerverband VDA hatte bereits vor möglichen Ausfällen wegen der Probleme bei Nexperia gewarnt – bis hin zu Produktionsstopps. Nexperia ist mit einem Marktanteil von 40 Prozent der weltgrößte Anbieter einfacher Halbleiter wie Dioden oder Transistoren. Die Firma entwickelt zudem moderne Chips für Batteriemanagement. Der chinesische Mutterkonzern Wingtech steht wegen angeblicher Risiken für die nationale Sicherheit seit 2024 auf einer schwarzen Liste der US-Regierung.

Reuters · DPA
tkr

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