Haben Sie sich auch schon mal über Ihre Bank oder Sparkasse geärgert? Wegen saftiger Gebühren, zu geringer Zinsen oder einer zu teuren Baufinanzierung? Und haben Sie auch schon mal darüber nachgedacht, die Bank zu wechseln - dann aber kapituliert vor den zu unübersichtlichen Angeboten anderer Banken?
Überforderte Verbraucher
Viele Verbraucher fühlen sich ihrem Geldhaus ausgeliefert, weil sie sich im Gestrüpp der Konditionen für Konten, Karten und Kredite nicht zurechtfinden. "Die Angebote sind oft überhäuft mit Nebenbedingungen und Zusätzen - für Normalverbraucher kaum noch zu durchschauen", sagt Heinrich Bockholt.
Der Finanzprofessor an der Fachhochschule Koblenz hat in den vergangenen Wochen gemeinsam mit seinem Mitarbeiter Gerald Weins im Auftrag des stern die Konditionen von 20 privaten Banken, Genossenschaftsbanken und Sparkassen getestet. Analysiert wurden die Konditionen beim Girokonto (Zahlungsverkehr), für Spar- und Depotkonten (Einlagengeschäft) und für Kredite und Baufinanzierung.
Die stern-Tester erlebten, wie kompliziert das Bankgeschäft geworden ist: Weil das Angebot sich immer stärker nach den persönlichen Profilen der Kunden richtet, musste Bockholt auf ein Ranking verzichten. Zu viele Ausnahmen erschweren die exakte Gewichtung. Dennoch ergibt sich ein klares Bild - mit deutlichen Unterschieden zwischen den Geldhäusern. Für den Normalkunden bietet über alles betrachtet die Postbank das beste Preis-Leistungs-Verhältnis. Ähnlich gut sind die beiden regionalen Genossenschaftsinstitute PSD-Bank und Sparda-Bank. Wen die Mindestanlage-Bedingung von 2500 Euro bei der Citibank nicht schreckt, ist dort ebenfalls gut bedient.
Unterschiede bei den Sparkassen
Das Sparkassenlager, auch das zeigt der Vergleich, ist keineswegs so einheitlich, wie es sich gern sieht. Von sehr gut (Hamburger Sparkasse) bis total verwirrend (Nassauische Sparkasse) reichen die Testergebnisse. Die beiden größten privaten Geldhäuser, die Deutsche Bank und die Commerzbank, verstecken sich im Mittelfeld.
Der stern-Vergleich zeigt außerdem: Oft machen die Kreditinstitute ihre Angebote unnötig kompliziert. Manches erinnert an die verwirrende Vielfalt bei den Handy-Tarifen. Die Nassauische Sparkasse etwa nennt ihr Girokonto-Angebot "ego/N". Zusätzlich zu EC- und Kreditkarte bietet sie unter diesem Namen Finanzplanung, ein kostenfreies Fonds-Depot, 0,5 Prozent Guthabenzins, einen ermäßigten Dispositionszins und provisionsfreie Reiseschecks. Inklusive sind zudem Ermäßigungen für "ausgesuchte Freizeit- und Kulturangebote", eine Preis-Auskunftei für Waren, Hotels und Reisen, ja sogar Tipps für medizinischen oder juristischen Beistand am Urlaubsort. Zudem schließen "ego/N"-Kunden automatisch eine Reihe von Versicherungen ab. Kaum etwas von diesem "Service" dürfte ein Normalkunde je brauchen. Und das Ganze kostet 132 Euro im Jahr.
Auch Postbank-Giro hat zwei Haken
Das sind genau 132 Euro mehr als etwa bei der Postbank. Die Bonner verzichten weitgehend auf Schnickschnack und bieten dafür ihr Girokonto kostenlos an. Ein fairer Deal. Die meisten anderen getesteten Geldhäuser haben ein Gratis-Konto nur dann im Angebot, wenn der Kunde es online führt (siehe Testergebnisse "Konten & Karten"). Allerdings hat auch das Postbank-Giro zwei Haken: Zum einen gibt es keine Guthabenzinsen, zum anderen liegt der Dispo-Zins für Überziehungen mit 12,75 Prozent hoch. Dennoch: Insgesamt kann sich die Postbank gegen die großen Konkurrenten behaupten.
Noch besser ist hier die Genossenschaftsbank PSD Rhein-Ruhr: Der Dispo kostet nur 9,50 Prozent Überziehungszins, Guthaben werden mit bis zu zwei Prozent verzinst. Eine Kreditkarte kostet bei der PSD 15 Euro pro Jahr, also 1,25 Euro monatlich - alles andere gibt es kostenfrei. Vorbildlich!
"Eintrittsgeld" für die Citibank
Die Citibank bietet neben attraktiven Zinsen auch die Kreditkarte kostenlos zum Girokonto. Doch dafür verlangt der deutsche Ableger des US-Multis ein Eintrittsgeld: Mindestens 2500 Euro müssen Kunden ständig bei der Bank deponieren, um in den Genuss von "Citi-Best", dem kostenfreien Girokonto, zu kommen. Sicher nicht jedermanns Sache.
Auch wer Geld anlegen will, kommt um das Studium des Kleingedruckten nicht herum. So locken Dresdner Bank und Citibank mit 3 beziehungsweise 2,75 Prozent Zins für Tagesgeldkonten (siehe Testergebnisse "Sparen & Anlegen"). Diese Topzinsen bekommt aber nur, wer Geld neu anlegt.
Noch hakeliger sind die Fallstricke, die im Geschäft mit Wertpapieren lauern. Am günstigsten kommen Kleinanleger bei der Postbank weg. Die Mindestgebühr für den Handel mit Aktien oder Fonds-Anteilen beträgt nur 6,66 Euro. Für denselben Dienst verlangen Hypovereinsbank und Deutsche Bank mehr als das Vierfache, rund 30 Euro. Auch der Preis für die Verwahrung von Wertpapieren (Depotführungsgebühr) ist bei der Postbank sehr moderat. Ganz ohne diese Gebühr kommen die ING-Diba und die Citibank aus - aber nur, wenn der Anleger sein Depot online führt.
Am schwersten vergleichbar ist die Geldwirtschaft bei Krediten und Baufinanzierungen. Denn die Höhe der Zinsen wird immer stärker von der Bonität des Kunden bestimmt. Und die kann jedes Institut anders einschätzen. Für den im stern-Test vorgegebenen Fall liefert die Postbank das günstigste Immobilienkreditangebot (siehe Testergebnisse "Kredit & Finanzierung"). Die meisten befragten Sparkassen und Genossenschaftsinstitute gaben kein Angebot ab: Ihr Immobiliengeschäft beschränkt sich überwiegend auf ihre jeweilige Geschäftsregion. Dort können sie jedoch den bundesweit tätigen Anbietern oft Paroli bieten.
Unschlagbar günstige Konsumentenkreditzinsen (Ratenkredite) bieten Genossenschaftsbanken, die solche Darlehen für Auto, Hausrat oder Urlaub über die Norisbank abwickeln. Doch auch hier gilt: Den günstigsten Kreditzins von 4,1 Prozent erhalten typischerweise nur Kunden mit Spitzenbonität. "Verbraucher sollten besonders beim Kreditwunsch die Angebote mehrerer regionaler Banken und Sparkassen einholen", rät Finanzexperte Bockholt.
Und sonst lohnt es ja vielleicht, den stern-Hausbanken-Test bei Ihrer Bank vorzuzeigen: Manchmal kann man über die Konditionen nämlich durchaus nachverhandeln.
Gold, Silber, Bronze: die Sieger des Hausbankvergleichs
Die Postbank belegt in allen drei Test-Kategorien (Zahlungsverkehr, Einlagen- und Kreditgeschäft) einen der vorderen Plätze (in den Test-Tabellen grün markiert). Sie bietet für Normalverbraucher das insgesamt ausgewogenste Preis-Leistungs-Verhältnis und ist somit Gesamtsieger im stern-Test.
Platz zwei belegt die Citibank, wenngleich die besten Angebote Neukunden mit etwas üppigerer Brieftasche vorbehalten sind. Zudem sollten Anleger Online-Kompetenz mitbringen.
Der dritte Rang geht an die Genossenschaftsbank PSD Rhein-Ruhr. Überzeugend ist das Giro-Angebot, oberes Mittelfeld die Zins- und Gebührenpolitik.