Wie Aktienbörsen, Rentenmärkte oder Termingeschäfte funktionieren, ist auch für den Privatanleger kein Geheimnis mehr - im Zweifelsfall hilft ein Gespräch mit dem Bankberater. Doch bei Hedge-Fonds steigen oft auch die Experten nicht mehr durch. Diese Anlageformen mischen unterschiedliche Investments, spüren Trends der Weltwirtschaft nach und gehen hohe Risiken ein - in der Hoffnung auf zweistellige Renditen selbst in schwierigen Zeiten. In den kommenden Wochen werden in Deutschland erstmals solche Fonds zugelassen. Einen Boom erwarten Finanzexperten jedoch vorerst nicht.
Stichwort: Hedge-Fonds
Die Trickkiste der Finanzjongleure
Laut Gesetzestext sind Hedge-Fonds "Sondervermögen mit zusätzlichen Risiken". Im Klartext heißt das: Solchen Fonds steht die gesamte Trickkiste der Kapitalmärkte zur Verfügung. Sie können zum Beispiel auf Rechnung der Anleger Kredite aufnehmen, Aktien verkaufen, die ihnen eigentlich gar nicht gehören, oder Wetten auf Wertpapiere und Währungen abschließen.
Die Rendite ist anders als etwa bei Aktienfonds unabhängig von einer Richtschnur wie dem DAX. Der Hedge-Fonds soll also auch in einem "Bärenmarkt", wenn die Kurse fallen, Geld verdienen. "Hedge" heißt auf Englisch "sich absichern". Ursprünglich machten vor allem Banken solche Gegengeschäfte, um Verluste anderer Investitionen abzufangen.
Wer nur auf Hedge-Fonds setzt, riskiert viel. Deshalb steht ähnlich wie bei Zigaretten auf jedem Verkaufsprospekt dieser Hinweis: "Der Bundesminister der Finanzen warnt: Bei diesem Investmentfonds müssen Anleger bereit und in der Lage sein, Verluste des eingesetzten Kapitals bis hin zum Totalverlust hinzunehmen."
Vorwurf rücksichtlosen Spekulantentums
Früher waren Hedge-Fonds in erster Linie vermögenden Investoren vorbehalten und ihre Manager umgab eine Aura des Geheimnisvollen. Dann stellte sich heraus, dass die Fonds mit ihren spekulativen Anlagen eine Hebelwirkung auf ganze Volkswirtschaften ausüben können: Milliardär George Soros setzte 1992 auf diese Weise das britische Pfund unter Druck. Sechs Jahre später machte der Zusammenbruch des Hedge-Fonds Long-Term Capital Management Schlagzeilen. Zum Ruf der Exklusivität gesellte sich der Vorwurf rücksichtlosen Spekulantentums.
Öfter Gewinne als andere Investitionen
Doch gerade während der Börsenkrise in den vergangenen Jahren konnten Hedge-Fonds ihr Image wieder aufpolieren. Im Gegensatz zu anderen Investitionen fuhren sie häufig satte Gewinne ein und entwickelten sich zumindest in den USA zu einer weit verbreiteten Anlageform. Laut einer Studie der Deutschen Bank gibt es weltweit rund 8000 solcher Fonds. Sie investieren auch hier zu Lande bereits kräftig: Rund ein Viertel des deutschen Aktienumsatzes geht demnach auf Investitionen internationaler Hedge-Fonds zurück. Dank des Ende 2003 verabschiedeten "Investmentmodernisierungsgesetzes" können nun auch deutsche Fondsgesellschaften und ihre Kunden direkt in diesen Markt einsteigen.
Erste Genehmigung für Ende März erwartet
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) prüft derzeit die Zulassung von vier Dach- und zwei Single-Hedge-Fonds in- und ausländischer Anbieter. Ende März oder Anfang April könnte die erste Genehmigung erteilt werden. Dachfonds investieren in mehrere Einzel-Hedge-Fonds streuen damit das Risiko breiter. Einzelne Fonds dürfen zwar auch vertrieben, aber nicht öffentlich von Banken beworben werden - sie bleiben also exklusiver Kundschaft vorenthalten.
Noch wenig eRfahrung bei deutschen Instituten
Noch haben deutsche Investmenthäuser wenig Erfahrung mit der komplizierten Materie. "Schnellschüsse verbieten sich von selbst. Es geht vor allem darum, ein Produkt sauber aufzusetzen", meint Peter Mathis, Vorstandsmitglied der Deka-Bank. Die Fondsgesellschaft der Sparkassen will daher erst in der zweiten Jahreshälfte mit einem Dach-Hedge-Fonds an den Start gehen. Einfacher haben es ausländische Banken, die auf ihre eigenen Fonds zurückgreifen oder sie in eine Partnerschaft einbringen können.
Keine Fonds-Lawine zu erwarten
Ein Lawine von Hedge-Fonds bleibt den Anlegern aber vermutlich erspart. "Die Investmentgesellschaften sind sich darüber klar, dass es sich je nach Strategie um sehr riskante Produkte handelt. Außerdem wissen viele Verkäufer schlicht gar nicht, wie ein Hedge-Fonds funktioniert", sagt Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), die die Interessen von Privatanlegern vertritt. Hinzu komme, dass Hedge-Fonds in mittelmäßigen oder guten Börsenzeiten an Attraktivität verlieren: Die Finanzhäuser wollen dann erstmal wieder ihre Aktienfonds verkaufen.