Gebrauchtwagen im Internet mobile.de nicht mehr umsonst

Inserate im größten deutschen Internet-Portal für Gebrauchtwagen kosten jetzt Geld. Nach einem Einführungspreis muss der Kunde für eine einfache Anzeige ab dem 1. Januar 2004 zehn Euro zahlen.

Umsonst war gestern. Für Angebote im World Wide Web müssen die Kunden immer häufiger zahlen. Das ist ein Fortschritt für die Etablierung des "pay content" (Bezahl-Inhalte), aber natürlich ärgerlich für den Verbraucher. Beim Hamburger Internet-Automarkt mobile.de kostet eine einfache Anzeige ab jetzt acht Euro. Zum Jahreswechsel wird der Preis dann auf zehn Euro erhöht. Ob jetzt die Nutzer vom Branchenführer scharenweise zur Konkurrenz überlaufen, bleibt eine spannende Frage. Schließlich beruht der Erfolg solcher Anbieter auch auf der "Umsonst-Kultur" des Internets.

Marktführer in seiner Branche

"Es lohnt sich bei uns zu inserieren", sagt Rüdiger Bartholatus, Chef von mobile.de. "Jeder fünfte Gebrauchtwagen wird in Deutschland mittlerweile über mobile.de verkauft." Damit sind die Hamburger nicht nur Marktführer in ihrer Branche, sondern betreiben überhaupt eine der beliebtesten Websites in Deutschland. Mit 854 000 Fahrzeugen verfügen sie auch über das größte Angebot an Gebrauchtwagen. Konkurrenten wie autoscout24.de oder autoboerse.de konnten in letzter Zeit allerdings Zugewinne verzeichnen. Trotzdem steht mobile.de wirtschaftlich sehr gut da. Der Umsatz im ersten Halbjahr 2003 betrug 10,59 Millionen Euro. Damit wurde ein zweistelliges Umsatzwachstum realisiert.

"Cash cow"

Die Gebühreneinführung ist geschickt platziert. In dieser Woche startet die IAA (Internationale Automobil Austtellung) in Frankfurt. Die Auto-Hochstimmung, die dadurch herrscht, könnte die Enttäuschung der Kunden über die zusätzlichen Kosten abmildern. Autos wecken auch im Internet großes Interesse. Die Möglichkeit, Kauf- und Verkaufsangebote einzusehen, gilt als "cash cow" ("Lizenz zum Geld drucken")

In bester Gesellschaft

Die Strategie der Web-Unternehmen ist nicht neu. Ist erst ein mal ein Markenname in der Öffentlichkeit etabliert, und das kostet viele Unternehmen Millionen-Beträge, wird an der Gebührenschraube gedreht. Mit dem unternehmerischen Schritt der Gebühreneinführung befindet sich mobile.de in bester Gesellschaft. Das Auktions-Portal ebay hat bereits vor Wochen die Anzeigen-Gebühren im Bereich Motor kräftig angehoben. Dort kostet eine Auto Anzeige 20 Euro, im Verkaufsfall muss der Kunde pauschal noch mal rund 50 Euro dazulegen.

morgenstern

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Internet erreicht mehr Interessenten

Kritiker mahnen, dass viele Verbraucher jetzt abwandern und wieder in Tageszeitungen inserieren. Tatsache bleibt aber, dass man im Internet mehr Interessenten erreicht. Aber langfristig gesehen wird sich der "pay content" durchsetzen. Viele Web-Firmen können ohne diese Einnahmen nicht überleben, auch wenn die Werbeeinnahmen durch Pop-ups (Werbebanner) wieder leicht zulegen.