Die Hamburger Staatsanwaltschaft hat gegen Verantwortliche der HSH-Nordbank ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Die Behörde prüfe den Verdacht der Untreue im Zusammenhang mit der Finanzmarktkrise, sagte Sprecher Wilhelm Möllers am Dienstag. Das Verfahren gehe auf eine Strafanzeige des Hamburger Rechtsanwalts Gerhard Strate zurück. Gegen welche und wie viele Verantwortliche sich die Ermittlungen konkret richten, konnte Möllers zunächst nicht sagen: "Wir haben noch keinen namentlich Verantwortlichen herausgearbeitet."
Der Vorstand einer Kapitalgesellschaft habe die Pflicht, das Vermögen der Aktionäre "wie ein sorgfältiger und gewissenhafter Kaufmann zu betreuen", heißt es in Strates Anzeige. Außerdem müsse die Führungsspitze bedenken, dass bei einer Insolvenz "letztlich der Steuerzahler für die Verluste der Bank einzustehen hat". Vor diesem Hintergrund wären dem Vorstand risikobehaftete Geschäfte, die spekulativen Charakter trugen, von vornherein verboten gewesen.
Offenbar habe der Vorstand aber zu keinem Zeitpunkt einen Zusammenbruch des Derivatehandels in seine Risikoüberlegungen einbezogen, schreibt Rechtsanwalt Strate. Auch der Aufsichtsrat habe seine "Vermögensfürsorgepflicht" beim Kreditersatzgeschäft offenkundig nicht wahrgenommen. "Die HSH Nordbank AG hat zurzeit einen Wertberichtigungsbedarf in Höhe von 2,8 Milliarden Euro. Bei diesem Wert wird es nicht bleiben", heißt es in der Anzeige.
Seit November hätten zudem sieben Privatpersonen Anzeige gegen Verantwortliche der HSH Nordbank erstattet, berichtete Sprecher Möllers. Diese Anzeigen wurden in einem Vorermittlungsverfahren geprüft und fließen jetzt in das förmliche Ermittlungsverfahren ein. Die Anzeige des Rechtsanwalts Strate sei so gehaltvoll gewesen, dass die Staatsanwaltschaft von einem Anfangsverdacht ausgehen müsse. Die Ermittler werden Möllers zufolge auch die Rolle der Abschlussprüfer unter die Lupe nehmen, gegen sie erstattete Strate Anzeige wegen Beihilfe zur Untreue.
Die HSH Nordbank musste nach Milliardenverlusten im vergangenen Jahr unter den Schirm des Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung SoFFin flüchten. Die Hamburger Bürgerschaft und der schleswig-holsteinische Landtag hatten in der vergangenen Woche ein Rettungspaket für das Institut abgesegnet. Die Landesbank bekommt damit eine Kapitalspritze in Höhe von drei Milliarden Euro und Garantien über weitere zehn Milliarden Euro. Eine gemeinsame Länderanstalt öffentlichen Rechts soll der Bank das dringend benötigte Kapital liefern.