Kurssturz Mannheimer-Aktie bricht ein

Nach dem vorläufigen Scheitern eines Rettungsversuches für die finanziell angeschlagene Mannheimer AG Holding sind die Aktien des Versicherers zum Handelsstart am Donnerstag zunächst um 37,5 Prozent auf 4,50 Euro eingebrochen.

Steht Deutschland vor der ersten großen Versicherungspleite der Nachkriegszeit? Seit dem gescheiterten Rettungsversuch der Versicherungsbranche für die schwerst angeschlagene Mannheimer AG fällt der Aktienkurs - zum Handelsstart am Donnerstag zunächst um 37,5 Prozent auf 4,50 Euro. Er pendelte sich später bei 4,90 Euro ein. Ein Sprecher wollte am Donnerstag in Mannheim keine Stellungnahme zum weiteren Vorgehen abgeben.

Wette auf das Überleben

"Das hat große Symbolkraft, die Versicherer hatten bislang den Nimbus der unantastbaren und sicheren Finanzinstitutionen", sagte ein Aktienhändler. "Die Aktie hat jetzt Optionscharakter und stellt eine Wette auf das Überleben des Unternehmens dar", schrieb LRP-Analyst Jochen Schmitt in einer Kurzstudie.

Keine gemiensame Kapitalspritze

Am Vorabend hatte der Gesamtverband der Versicherungswirtschaft (GdV) überraschend mitgeteilt, dass eine Sanierung der Mannheimer AG Holding mit Hilfe einer gemeinsamen Kapitalspritze anderer Versicherer voraussichtlich nicht zu Stande kommen werde. Die Lebensversicherungssparte der Mannheimer Holding hatte sich mit Aktiengeschäften verspekuliert und benötigt Medienberichten zufolge frisches Eigenkapital in Höhe von rund 370 Millionen Euro.

Unterstützungsfront brach Mittwoch auseinander

Der GDV konnte für den Rettungsplan nicht die erforderliche Unterstützung von 90 Prozent seiner Mitglieder - in Marktanteilen gemessen - mobilisieren, wie die Donnerstagsausgabe der "Financial Times Deutschland" (FTD) berichtete. Das habe sich bei einem Treffen am Mittwoch in Frankfurt herausgestellt, zu dem der GDV-Hauptausschuss Leben alle 120 Marktteilnehmer eingeladen hatte. Dort forderte GDV-Präsident Bernd Michaels die Unterstützung von 90 Prozent ein, die das GDV-Präsidium bei Beginn der Rettungsaktion als Mindestbeteiligung festgesetzt hatte - und verfehlte die Quote knapp.

Ausländisch kontrollierte Gesellschaften wollten nicht

Unter anderem verweigerten laut dem Zeitungsbericht sich die Axa Deutschland, die zum Pariser Axa-Konzern gehört, die Swiss Life/Rentenanstalt sowie Zürich Leben und Deutscher Herold, die beide Teil der Zurich Financial Services sind. "Die aus dem Ausland kontrollierten Gesellschaften haben offenbar kein Interesse an der Zukunft des deutschen Lebensversicherungsmarkts", sagte ein empörter Manager nach der Sitzung laut der "FTD". Aber auch kleine Gesellschaften mit deutschen Mehrheitseignern hätten eine Beteiligung abgelehnt. "Da soll ein Unternehmen künstlich am Leben und damit als Marktteilnehmer erhalten werden, das versagt hat", sagte ein Gegner der Rettungsaktion.

Kundengelder nicht gefährdet

Die Gelder der Kunden sind nicht gefährdet. Ihre Verträge werden höchstwahrscheinlich auf die für solche Fälle von den GDV-Mitgliedern gegründete, Auffanggesellschaft Protektor übertragen. Der GDV wollte den Zusammenbruch der Mannheimer um jeden Preis verhindern. Vor allem die Marktführer Allianz und Münchener Rück - zu der die Hamburg-Mannheimer und die Victoria gehören - befürchten einen großen politischen Schaden. Die Assekuranz wirbt zurzeit bei der Politik für eine stärkere Rolle der Lebensversicherer in der Altersversorgung. Eine Versicherungspleite passe da überhaupt nicht ins Konzept.