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Sohn ist Kommunist Commerzbank kündigt Rentnerin das Konto

Evelyn Schamberger ist seit 45 Jahren Kundin der Commerzbank und hat sich nichts zu Schulden kommen lassen. Nun hat die Bank ihr Konto gekündigt. Der Grund ist wohl ihr Sohn.
Von Daniel Bakir

Man könnte meinen, dass eine Bank froh ist, so treue Kunden zu haben wie Evelyn Schamberger. Seit mehr als vier Jahrzehnten ist die 62-jährige Münchnerin bei der Commerzbank. Sie hat ein Girokonto, ein Sparbuch und ein Schließfach - eine ganz normale Kleinsparerin eben. Anlass für Ärger habe sie nie gegeben, erzählt Schamberger stern.de. "Da war nie was zwischen der Bank und mir."

Bis sie Mitte Dezember aus heiterem Himmel einen Anruf einer Bankmitarbeiterin erhielt. Frau Schamberger möge doch bitte ihrem Sohn Kerem die Bankvollmacht entziehen, ansonsten müsse man ihr leider kündigen. Evelyn Schamberger war reichlich verdutzt. Die Vollmacht hatte sie ihrem Sohn vor mehr als drei Jahren erteilt - als reine Vorsichtsmaßnahme, man wisse schließlich nie, was einem im Alter so passiert. Die Commerzbankerin erklärte, der Bank seien Erkenntnisse über ihren Sohn übermittelt worden. Welche das seien, könne sie nicht sagen.

Der Sohn ist bei der DKP

Nun ist es so, dass Kerem Schamberger, 27 Jahre, Sprecher der Deutschen Kommunistischen Partei in München ist. Auf Youtube gibt es ein Video, in dem er die Commerzbank und andere Banken für ihre Rolle in der Finanzkrise kritisiert und deren Vergesellschaftung fordert. Ist es möglich, dass die Commerzbank Evelyn Schamberger loswerden will, weil deren Sohn sich kritisch über Banken geäußert hat? In einer Mail verlangt Mutter Schamberger von ihrer Bank schriftliche Aufklärung, ob es sich bei dem Anruf "um einen Irrtum, einen üblen Scherz einer untergeordneten Ebene, um einen 'Fake'" oder um eine tatsächliche Mitteilung der Bank handelt.

Die Antwort der Commerzbank kommt am 8. Januar in Form eines Briefes: "Sehr geehrte Frau Schamberger, gemäß Nummer 19 Absatz 1 unserer Allgemeinen Geschäftsbedingungen steht der Bank das Recht zu, die Kontoverbindung jederzeit aufheben zu können. Von diesem Recht machen wir hiermit Gebrauch und kündigen die Kontoverbindung mit Wirkung zum 17.03.2014." Gründe für den Rausschmiss nennt das Institut nicht.

Ohne Angabe von Gründen

Auch auf Nachfrage von stern.de möchte die Bank sich nicht näher äußern. Man sei berechtigt, Kunden ohne Angabe von Gründen zu kündigen, sagt ein Sprecher. Dieses Recht bestätigt auch Sascha Straub von der Verbraucherzentrale Bayern: "Im Rahmen der Kündigungsfristen kann die Bank ohne Angabe von Gründen kündigen", sagt Straub. Nur wenn sich die vermuteten politischen Gründe nachweisen ließen, könnte man möglicherweise rechtlich dagegen vorgehen.

"Ich bin entrüstet und entsetzt, dass so etwas möglich ist", sagt Evelyn Schamberger. Sie selbst hat mit der DKP nichts zu tun. Wenn sie sich politisch verorten sollte, dann wohl am ehesten bei den Grünen, sagt sie. Sie will nun erstmal abwarten, ob die Commerzbank sich noch bewegt - und sich ansonsten eine Bank suchen, die sie nicht in Sippenhaft nimmt.

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