Nach Zeitung, Fernsehen, Radio und Kino erobert die Reklame nun den letzten Rückzugsraum für Werbemuffel: das Theater. Die traditionsreichen Hamburger Kammerspiele wollen 20 bekannte TV-Spots im kommenden Jahr auf der Bühne präsentieren. Zusammen mit dem Regisseur Dieter Wedel und einer PR-Firma sucht das Haus nach Werbeagenturen, die bei dem Projekt mitmachen, wie am Montag mitgeteilt wurde.
"Werbung ist bereits jetzt Bestandteil unserer Kultur", sagte Wedel am Montag in Hamburg bei der Vorstellung des Konzepts. Deshalb sei es an der Zeit, Berührungsängste zwischen Werbung, Theater und Film abzubauen.
"Wir müssen nach neues Geldquellen suchen"
Für das Theater soll sich das Projekt doppelt lohnen: Die Werbefirmen müssen 10.000 Euro Startgeld zahlen, wenn sie bei dem Projekt dabei sein wollen. Später sollen die gespielten Werbefilme mehrere Abende am Stück hintereinander gezeigt werden. Hier will das Theater Eintrittspreise von 35 Euro pro Person erzielen. Die Hamburger Kammerspiele mit ihrem Intendanten Axel Schneider erhoffen sich von der Aktion auch neue Kontakte und Finanzierungsmöglichkeiten. "Wenn sich der Staat immer mehr aus der Kultur zurückzieht, müssen wir nach neuen Geldquellen suchen", sagte Schneider. Es werde in Zukunft immer mehr die Notwendigkeit von Sponsoring in der Kultur geben.
Theater- und Wirtschaftswelt vernetzen
Der beste Spot soll ausgezeichnet werden. Jury-Vorsitzender Wedel sagte der Zeitschrift "Kontakter", es gehe auch darum, "eine stärkere Vernetzung zwischen Theater- und Wirtschaftswelt erzielen zu können". "Immer mehr Trends werden in der Werbung gesetzt", sagte Chefredakteur Stefan Krüger vom Fachmagazin "Der Kontakter". So habe im vergangenen Jahr der Slogan "Geiz ist geil" eine gesellschaftliche Debatte über die Konsumgewohnheiten der Deutschen ausgelöst. "Die Kombination aus Werbung und Theater schafft neue Perspektiven."